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www.sokrates.org - die Internetseite der Sokrates-Studienorganisation >soso<
Liebe Sokratesfreunde, heute habe ich so viel herumtelefoniert, so daß ich den Eindruck hatte, ich lebe, um zu telefonieren. Andererseits aber telefonierte ich, um etwas für das Sokrates-Jahr zu erreichen. Und dann läßt sich die Kette dieser Begründungen fortspinnen, indem ich mich frage, warum willst du denn etwas für das Sokrates-Jahr erreichen. Und da gibt es wohl einen ganzen Strauß von Antworten, etwa wie: um die Welt durch sokratischen Umgang der Menschen untereinander friedlicher werden zu lassen oder um interessante Leute kennen zu lernen, die sich auch für Sokrates interessieren oder um dem elementaren Philosphieren, d.h., dem gesprächigen Nachdenken über sinnvolle Lebensgestaltung wieder mehr Raum zu geben oder um erfahrbar zu machen, wieviel von Sokrates wir in uns tragen, weil wir durch die traditionellen Gedankenströme mit ihm verbunden sind oder um mir darüber hinaus klar zu werden, daß ich in mir eine unglaublich große Zahl von Gedanken und vielleicht auch Einstellungen feststellen kann, die ich von Persönlichkeiten der Geistesgeschichte übernommen habe und die dadurch ein Stück weit in mir lebendig sind und daß ich darum auch ein wenig für sie lebe oder um noch darüber hinaus den Gedanken zu wagen, daß auch meine Gedanken, soweit sie originär sind, mir ein Überleben in Form von diesen aber später von anderen gedachten Gedanken sichern könnten oder vielleicht auch, um durch eine aktive Gestaltung des Sokrates-Jahres mir selbst endlich die Anerkennung einzuheimsen, die ich mir schon immer mal erträumt habe oder, oder, oder. Wohin führen all dies Begründungen? Gewiß stets zu einer Vorstellung, die in mir ein gewisses wohliges Gefühl auslöst, ein Gefühl, das mir mein Leben lebenswert macht. Das heißt, in den "um-zu-Begründungen" hat dasjenige, das eine Handlung begründet, immer eine höhere Wertigkeit als die Handlung selbst. Das Begründende wertet durch seinen höheren Wert das zu-Begründende auf, so daß dies einen Sinn bekommt. Dann aber stellt sich die Begründungskette etwa so dar: Ich lebe, um zu telefonieren (das Telefonieren ist mehr wert als das Leben) Ich telefoniere, um das Sokrates-Jahr gut auszugestalten zu können (Die gute Sokrates-Jahr-Ausgestaltung ist mehr wert als das Telefonieren.) Ich möchte das Sokrates-Jahr gut ausgestalten, um lebenswert leben zu können. (Das lebenswerte Leben ist mehr wert als die gute Sokrates-Jahr-Ausgestaltung) In Kurzform zusammengezogen heißt das dann: Ich lebe, um lebenswert zu leben. (Das lebenswerte Leben ist mehr wert als das Leben.) Und nun fragt Sokrates in mir: "Stimmt denn das?" Um ihm antworten zu können, versuche ich in meinen Quellentexten etwas zu finden, und tatsächlich steht da bei Diogenes Laertius (II 34) über Sokrates Antwort auf sein Frage (in mir) folgender Satz: "Die anderen Menschen, pflegte er (Sokrates) zu sagen, leben um zu essen; er selbst aber esse, um zu leben." Übertragen auf mein Beispiel, müßte ich wohl das lebenswerte Leben als analog zum Essen ansehen, und dann würde Sokrates gerade zu dem umngekehrten Ergebnis kommen: Er lebt lebenswert, um zu leben; denn er ißt um zu leben. Welche Fülle verbirgt sich da für Sokrates hinter dem schlichten Wort: leben? Mit dieser Frage, glaube ich, lohnt es sich einzuschlafen, vielleicht habe ich morgen früh die Antwort beim Aufwachen, oder ist vielleicht schon das Aufwachen die Antwort? Na denn, Gute Nacht und ein gutes Aufwachen! Mit herzlich sokratischen Grüßen Ihr und Euer Wolfgang Deppert
Liebe Sokratesfreunde, gestern hat ein außerordentlich wichtiger Sokrates-Treff stattgefunden, von dem ich bald ausführlich berichten werden und vor allem über die faszinierenden Konsequenzen, die sich aus den Beschlußfassungen ergeben haben. Ich denke, es wird sehr, s e h r spannend, das aber regt zur Nacht zu sehre auf und ist zur Beruhigung des Gemütes nicht die geeignete Lektüre. Dazu ist es weit gediegener, etwas weiter in die Stelle des Gastmahls von Xenophon hineinzuschauen, von der gestern die Rede war. Dabei ist es für mich durchaus amüsant zu verfolgen, mit welchen Tricks die Sophisten arbeiten, um schließlich im Diskussionswettstreit zu obsiegen. Aber auch Sokrates weiß sich im Spaß auch dieser Tricks zu bedienen, um seinem Ziel näher zu kommen, daß jedenfalls alle für die Darstellung ihrer mit Stolz besetzten Leistung ihr Lob kriechen. Jeder sollte von sich sagen, auf welche seiner Leistungen, Fähigkeiten oder Kenntnisse er besonders stolz ist. Es beginnt Kallias, der zum Gastmahl geladen hatte (4(1)): "Vielleicht wollt ihr mich zuerst anhören", rief Kallias. "Denn während ich euren ausweglosen Diskussionen, was das Gerechte sei, zuhöre, mache ich in der Zwischenzeit die Menschen gerechter." - "Wie denn, mein Bester?" fragte Sokrates. - "Beim Zeus, indem ich ihnen Geld gebe." (2) Da sprang Antithenes auf und fragte ihn höchst verfänglich: "Wo meinst du, Kallias, tragen die Menschen das Gerechte, in ihrem Seelen oder in ihrem Geldbeutel?" - "In ihren Seelen", antwortete er. - "Und da willst du sie an der Seele gerechter machen, idem du Geld in ihren Beutel steckst?" - "Allerdings!" - "Wie soll das gehen?" - "Wenn sie wissen, daß etwas da ist, wovon sie sich das Nötigste anschaffen können, wollen sie da das Risiko eines Verbrechens gar nicht eingehen." (3) "Geben sie dir auch zurück, was sie bekommen haben?" fragte er. - "Beim Zeus, nein, das natürlich nicht!" erwiderte Kallias. - "Dann aber statt des Geldes den Dank?" - "Nein, beim Zeus, auch den nicht!" sagte er. "Im Gegenteil sind einige sogar noch feindseliger als vor dem Empfang des Geldes." - "Das ist wirklich erstaunlich", sagte Antisthenes und sah ihn triumphierend an, "du kannst sie gegen andere gerecht machen, gegen dich selbst jedoch nicht." (4) "Und was soll daran erstaunlich sein?" entgegenete Kallias. "Siehst du nicht auch zahlreiche Schreiner und Zimmerleute, die für viele andere Menschen die Häuser bauen, ohne daß sie für sich selbst dazu in der Lage sind und statt dessen in gemieteten Häusern wohnen? - Und nun, Sophist, finde dich eben damit ab, daß du geschlagen bist!" (5) "Ja, beim Zeus", rief Sokrates, "das soll er tun! Heißt es doch auch von den Sehern, daß sie anderen die Zukunft voraussagen, aber nicht voraussehen, was ihnen selbst bevorsteht." (6) Damit war das Gespräch beendet." Wir haben es hier offensichtlich mit der von Kallias vorweggenommenen liberalen Idee des Bürgergeldes zu tun, die uns Xenophon hier vorführt, daß nämlich der Staat jedem seiner Bürger durch ein Bürgergeld die Existenz sichert. Aber die Argumentation durch eine fehlerhafte Analogiebildung, die Kallias hier vorführt, macht schon Spaß. Denn die Bewirkung der Gerechtigkeit durch Kallias (K) an einer Person (P) gegenüber den anderen Menschen (M), könnte man so formalisieren: K -> P , so daß P => M . Dabei bedeutet "->" "bewirkt" und "=>" bedeutet "ist gerecht". In Worten: "K bewirkt P, so daß P gerecht ist zu M". Antisthenes Einwand lautete: K -> P mit P => M, aber M # K. ("#" heißt "ist ungleich"). Die Zimmermann-Analogie würde formalisiert so aussehen: Z -> H(M) aber M # Z. Dabei bedeutet "H(M)" "Haus von Mensch M". Der Satz müßte nun gelesen werdn: Der Zimmermann M bewirkt ein Haus des Menschen M, wobei M nicht der Zimmenmann ist. Stellen wir nun die beiden formalisierten Sätzen gegenüber, um sie zu vergleichen: (1) K -> P mit P => M, aber M # K (2) Z -> H(M) aber M # Z. Nun erkennt man, der als Analogie herangezogene Satz (2) enthält eine Folgebeziehung weniger als Satz (1). (2) kann mithin schon aus formalen Gründen nicht zu einer Analogiebildung herangezogen werden, wenn man sich damit nicht schwerwiegende Fehler einhandeln will. Und das ganz Entsprechende gilt für die Analogiebildung, die Sokrates vornimmt, ganz offensichtlich, um Kallias hier zu unterstützen. Sokrates erweist sich hier als geschickter Entertainer, der zur Selbstdarstellung ermutigt, indem er es nicht zuläßt, daß die Vortragenden vom Publikum verrissen werden und dadurch die Gefaht besteht, daß Sokrates sein gemeinschaftsbildendendes Vorhaben nicht durchsetzen kann, wenn sich keiner mehr trauen sollte, sich selbst zu produzieren. Daß wir von Sokrates auch geschicktes Entertainment lernen können, haben wahrscheinlich die wenigsten erwartet: Beruhigt das nicht etwas? Ich finde schon, daß das Gefühl, in Sokrates unser aller Vatergestalt allmählich auszumachen, weil wir eine Facette nach der anderen auch unseres eigenen Hierseins in seinem Dasein schon erkennen können, sich in Richtung eines wohligen Geborgenheitsgefühls auszuweiten beginnt. Darum für heut, wer hätte es gedacht, Ihr lieben Leut eine gute Nacht! Mit herzlich sokratischen Grüßen Ihr und Euer Wolfgang Deppert
Liebe Sokratesfreunde, traditionell leben wir in Europa in hierarchischen Gemeinschaftsformen, die nicht durch Gegenseitigkeit, sondern durch Über- und Unterordnung bestimmt sind. Dies galt ebenso für die Formen, mit denen man versuchte die Natur zu beschreiben. Es ist noch gar nicht so sehr lange her, daß in der Technik bei der Lösung von Regelungsproblemen das Prinzip der Rückkopplung gefunden wurde, das danach auch für die Naturbetrachtung herangezogen wurde und uns die schier unlösbaren Lösungsprobleme der nicht-linearen Differentialgleichungen bescherte. Heute sind wir davon überzeugt, daß sich Ganzheiten nur über wechselseitige Abhängigkeiten bestimmen lassen, und es ist zu hoffen, daß sich das Prinzip der Gegenseitigkeit auch ganz allmählich in der bewußten Gestaltung unserer menschlichen Gemeinschaftsformen durchsetzt. Angesicht der großen Zahl von zerbrechenden Lebensgemeinschaften, könnte es sein, daß viele Menschen noch nicht daran glauben, daß das bewußt gelebte Prinzip der Gegenseitigkeit Stabilität ins eigene Leben tragen kann, wenn man dazu fähig ist und es auch will. Jedenfalls kann das Prinzip der Gegenseitigkeit eine Menge an Orientierungshilfe leisten, wenn man in das eigene Leben etwas mehr Stabilität hineintragen möchte. Obwohl dieses Prinzip der Gegenseitigkeit in der Biologie erst in den späten zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch Ludwig von Bertalanffy eingeführt wurde und obwohl es für eine sinnvolle Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens nur sehr zögerlich anerkannt und angewandt wird, möchte ich einmal fragen, ob es nicht doch auch schon von Sokrates als Orientierungshilfe entdeckt worden ist. Tatsächlich finden sich dazu sogar mehrere Stellen. Ist es vielleicht symptomatisch, daß in ihnen das Prinzip der Gegenseitigkeit vor allem in einer spielerischen Anwendung benutzt wird, so, als ob es vor seiner ernsthaften Etablierung erst einer spielerischen Testung unterzogen werden soll? Da wird in Xenophons Gastmahl eine Gesellschaft von Knaben, Jünglingen und Männern durch Musik und Tanz unterhalten, worauf Sokrates, der sich offenbar wünscht, daß man sich durch eigene Aktivitäten amüsiert, sagt (3(2)): "Meine Herren, diese Leute hier scheinen durchaus geeignet zu sein, uns angenehm zu unterhalten, und doch bin ich sicher, daß wir uns ihnen weit überlegen fühlen. Wäre es da nicht eine Schande, wenn wir nicht einmal den Versuch machen, uns bei diesem Zusammensein gegenseitig zu fördern oder zu erfreuen?" Hier hat Sokrates vermutlich wenigstens die intuitive Vorstellung, aus einer mehr zufällig zusammengewürfelten Zahl von Menschen durch das Einführen des Prinzips der Gegenseitigkeit einerseits die Gleichartigkeit der Anwesenden herauszustellen und andererseits sie zu einer Gemeinschaft durch gegenseitige Förderung und Unterhaltung zusammenzubinden. Tatsächlich wird diese Herausforderung angenommen, denn "gleich riefen einige: "Dann zeige du uns zuerst, mit welcher Art von Gesprächen wir das wohl am besten beginnen!"" Auf Sokrates Anregung hin kommen sie überein, jeweils über ihre eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse zu sprechen, auf die sie am meisten stolz sind. Worin aber besteht denn hierin die Gegenseitigkeit, ist es denn nicht jeweils sehr einseitig, wenn jemand vor allen anderen mit seinen Eigenschaften prahlt? Um diese Frage zu beantworten, muß nun freilich die Darstellungen weiter verfolgen. Und da zeigt sich, daß "stolz sein" offenbar darin besteht, "mit seiner Leistungsfähigkeit oder seinen Eigenschaften selbst zufrieden sein zu können und darin auch von jemand bestätigt zu werden" - wenn auch bisweilen erst nach der Beantwortung kritischer Zwischenfragen. Und darin läßt sich nun leicht das stabilisierende Element für jeden Einzelnen und auch für den Zusammenhalt der Gruppe erkennen, das durch das hier spielerisch eingeführte Prinzip der Gegenseitigkeit bewirkt wird. Nun sitze ich hier allein vor dem Computer, und bin mir allerdings nicht sicher, ob ich mit dem hier Ausgeführten zufrieden sein kann. Aber wenn es mir momentan keiner bestätigen kann, so werde ich es mir eben selbst einreden; denn gewiß schläft es sich mit dem Gefühl besser ein, mit sich selbst zufrieden sein zu können. Ich wünsche Ihnen und Euch, daß es für Sie und Euch so ist und sage für heute: Gute Nacht! Mit herzlich sokratischen Grüßen Ihr und Euer Wolfgang Deppert
Liebe Sokratesfreunde, wie ich inzwischen aus sicherer Quelle erfuhr, haben die Athener bereits in diesem Jahr eine ganze Anzahl von Sokrates-Jubiläumsveranstaltungen durchgeführt. Herr Prof. Dr. Benakis aus Athen erklärte mir das so, daß sie tatsächlich 399 v. Chr. mit 2001 nach Chr. zu 2400 zusammengezählt haben, offenbar nicht wissend, das bei dieser Rechnung ein Jahr fehlt, das Nullte Jahr, denn der römische Abt Dionysius Exiguus, durch den die christliche Zeitrechnung im Jahr 525 eingeführt wurde, hatte dem Jahr 1 v.Chr. gleich das Jahr 1 n.Chr. folgen lassen, so daß es kein nulltes Jahr gab. Und darum ist aber 399 v.Chr. = -398. Man hat also heuer das 2399ste Todesjahr von Sokrates begangen. (Auch dies ist freilich ein denkwürdiges Datum, da erst im Jahr 3001 wir wieder ein 3399tes Todesjahr, das auch die Zahl 399 (von 399 v. Chr.) enthält, haben werden.) Als ich in diese durchaus amüsanten Gedanken verfiel, fragte ich mich, ob wohl auch des 2300sten, des 2200sten, des 2100sten oder auch des 2000sten Todesjahres des Sokrates gedacht worden ist. Leider bin ich auf meiner diesbezüglichen Suche noch nicht fündig geworden. (Könnte jemand diese Spur aufnehmen?) Ich habe lediglich ein Sonett auf Sokrates des Hamburgers Barthold Feind gefunden, das dieser im Jahre 1702, also im 2100sten Todesjahr von Sokrates verfaßt hat, in dem es heißt: "so nicht glauben wollen/ daß die Feder und der Degen sich öfters verbrüdern/ und sich hönisch verlauten lassen/ ein Philosophus könne den Staub in Feldschlachten nicht vertragen/ weil er gewohnet mehr Dinte als Blut zu vergiessen" - denen sei mit Sokrates der Gegenbeweis geführt. (Vgl. Benno Böhm, Sokrates im 18. Jahrhundert, Karl Wachholtz Verlag, Neumünster, 2. Aufl. 1966 S. 167f.) Leider gibt es in der Fundstelle keinerlei Hinweis auf das 2100ste Todesjahr. Es findet sich nur die Behauptung, das dieses Sonett mit dazu beigetragen hat, daß Sokrates in die anakreontische (Reime über Wein und Liebe) Dichtung Eingang gefunden habe, wie etwa bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) in den Vers: "Ja, Freund, der Wein, der Wein gibt uns Verstand! Das lehrt Hippokrates Confucius und Aristoteles und, der sich einen Gott erfand, der große Sokrates." Es mag sein, daß wir an dem anakreontischen Sokrates des 18. Jahrhunderts noch unsere Freude haben werden, vor allem die Träumereien über Sokrates und die schöne und überaus kluge Aspaia. Das Träumen möchte ich nun jedem selbst überlassen, indem ich wiederum mit herzlichen sokratischen Grüßen eine gute Nacht wünsche. Ihr und Euer Wolfgang Deppert
was hat sokrates mit der fdp zu tun? was hat politik mit besseren argumenten zu tun? politik soll probleme lösen, stattdessen beschäftigt sie sich überwiegend mit hausgemachtem zwist. es ist auch die frage, ob der liberale staat überhaupt in der lage ist, zu einer effizienten und schnellen problemlösung beizutragen, oder ob - zumindest in schwierigen und eiligen fragen - platons vision einer aristokratie des geistes (experten statt quotenfrauen etc.) nicht vorteilig wäre. zumindest in der bildungspolitik scheint mir schills position, eindämmung von gesamtschulen und leistungsblockaden, die eindeutig vernünftigere. stets michael
Liebe Sokratesfreunde, seit heute abend 21.40 Uhr ist die FDP in Hamburg wieder an der Regierung beteiligt. Obwohl sie den Inhalt des Koalitionsvertrages fast vollständig bestimmt hat, bekam sie nur einen Senatorenposten und ist damit in den äußeren Machtpositionen gewiß unterrepräsentiert. Dadurch entstand die Frage, ob die FDP im Hamburger Senat wohl auch über die Machtmittel verfügt, um die Erfüllung des weitgehend liberalen Koalitionsvertrages durchzusetzen. Dies ist die Frage nach inneren Macht der überzeugenden Argumente. Sokrates glaubte an die Überzeugungskraft der besseren Argumente. Darum unterwarf er sich niemals den Zwängen äußerer Macht, wenn sie ihm unvernünftig erschienen. "In seinen Überzeugungen ließ er sich nicht irre machen," schreibt Diogenes Laertius (II24) über Sokrates, und er fährt fort: "Er hielt zur Demokratie, wie ersichtlich ist aus dem Widerstande, den er dem Kritias und dessen Genossen (die 30 Tyrannen Athens) entgegensetzte, als sie ihm den Befehl gaben, den Leon von Salamis, einen reichen Mann, ihnen in die Hände zu liefern, um ihn zum Tode zu veruteilen." Sokrates setzte seine Argumente der Gerechtigkeit und der klaren Gedankenführung selbst in der direkten Auseinandersetzung mit Tyrannen ein. Darum hatte Sokrates selbst "vor den Großen dieser Erde," wie Diogenes Laertius (II25) berichtet, "wenig Respekt." Darum dürfen wir mit Sokrates darauf vertrauen, daß die innere Macht der starken Argumente allemal größer ist als die äußere Macht der Amtspersonen. Wenn die politische Realität noch allzu oft das Gegenteil davon erkennbar macht, dann wird vielleicht das Sokrates-Jahr 2002 die Überzeugung wachsen lassen, daß im Politischen wie im Berufsleben oder auch im Persönlichen nur die innere Macht der besseren Argumente zu zählen hat und daß die Inhaber von äußeren Machtpositionen sich aus besserer Einsicht der Überzeugungskraft der besseren Argumentation freiwillig unterwerfen sollten. Liebe Sokratesfreunde, ich glaube, daß sich mit solchen Gedanken gut einschlafen läßt, und wenn auch die meisten von Euch dies wohl schon längst geschafft haben, so findet vielleicht ein E-Mail die geheimnisvollen Zugänge in Eure REM - Nicht-REM - Perioden und verschönert Eure Träume. Gute Nacht! Mit herzlich sokratischen Grüßen Euer Wolfgang
Liebe Sokratesfreunde, schon wieder ist eine Wahlnacht zu Ende, und das Wahlergebnis zeigt, daß sich die politische Liberalität, die ja die Unterstützung der Selbstverantwortlichkeit auf ihre Fahnen geschrieben hat, sich im deutlichen Aufwind befindet. Dies wird, so möchte ich meinen, auch höchste Zeit, wenn wir mit einigem Anstand im nächsten Jahr des Sokrates-Jahr festlich begehen wollen; denn wer wollte es bezweifeln: Sokrates war der erste Liberale! Wer's dennoch riskieren möchte, Bedenken gegen die Nachweislichkeit der Wahrheit diesen Satzes anzumelden, dem sei zur Beruhigung das folgende Zitat aus Xenophons Memorabilien (IV, 7(9)) zur Kenntnis gebracht, in dem Xenophon sich an folgende Ratschläge erinnert, die Sokrates seinen Zuhöreren gegeben hat: "Er machte ferner seine Zuhörer besonders darauf aufmerksam, sich um die Gesundheit zu kümmern, mit dem Rat, soweit als möglich von den Sachverständigen zu lernen. Jeder müsse das ganze Leben hindurch auf sich selber achtgeben, welche Speise, welches Getränk oder welche Arbeit ihm zuträglich sei und wie er diese anwenden müsse, um möglichst gesund zu leben. Wenn man dies tue, sei es schwer, einen Arzt zu finden, der das für die Gesundheit Zuträgliche besser herausfinde." Dieses Programm einer selbstverantwortlichen Lebensgestaltung der eigenen Gesundheitsfürsorge ist von Sokrates selbstredend auch für die geistigen Speisen, Getränke und Arbeiten gemeint, und es könnte unbesehen in ein liberales Parteiprogramm unserer Tage zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen aufgenommen werden. Auch hier erweist sich Sokrates als ein ganz neuzeitlicher Praktiker, und gewiß ermahnt er mich damit auch ganz persönlich, endlich auch den Weg in die Schlafkoje zu finden und Euch allen, liebe Sokratesfreunde, mit diesen Gedanken eine erholsame gute Nacht zu wünschen. Mit herzlich sokratischen und diesmal gewiß auch liberalen Grüßen Euer Wolfgang
Liebe Sokratesfreunde, es ist ein kaum ausrottbares Vorurteil, daß Philosophen zum praktischen Leben kaum tauglich seien, weil sie gedankenverloren an den wirklichen Problemen des Lebens vorbeilebten. Dies gilt jedoch gewiß nicht für Sokrates; denn er war bei etlichen Feldzügen dabei, worüber Diogenes Laertius (II 22/23) folgendes berichtet: "Er (Sokrates) machte den Feldzug nach Amphipolis mit (-421); und in der Schlacht bei Delion (-423) rettete er dem Xenophon, der vom Pferde gefallen war, durch sein Beispringen das Leben; . . ." Ohne das schnelle, mutige Eingreifen des Sokrates hätten wir die wichtigste historische Quelle nicht über den historischen Sokrates. Da Xenophon um -429 geboren wurde, dürfte er zur Zeit dieser Rettung erst gegen 6 Jahre alt gewesen sein. Sokrates war für seinen späteren Biographen nicht nur der frühe Beschützer und Lebensretter, sondern er hat ihn auch systematisch gebildet. Auch darüber berichtet Diogenes Laertius (II 48): "Ihn (Xenophon) soll Sokrates bei einer Begegnung in einem engen Gäßchen mit vorgestrecktem Stock angehalten und gefragt haben, wo man die verschiedentlichen Nahrungsmittel einkaufen könne; nach erhaltener Antwort fragte er weiter, wo denn die Stätten zu finden wären für Bildung der Menschen zur Tugendhaftigkeit. Als jener darüber keine Auskunft geben konnte, soll Sokrates gesagt haben: "So folge mir denn und laß dich belehren." Von Stund an ward er der Schüler des Sokrates." Die wirklich großen Philosophen beschützen und unterrichten ihre späteren Biographen offenbar schon von frühester Jugend an. Jedenfall scheint Sokrates sich schon früh um sein geistiges Überleben gekümmert haben. Wer sich selbst für bedeutend hält, mag diesen kleinen sokratischen Gute-Nacht-Gruß zum wohligen Einschlafen mit dem festen Vorsatz benutzen, schon morgen früh die Planung der eigenen geistigen Zukunft systematisch voranzutreiben. Mit herzlich sokratischem Gruß Gute Nacht Euer Wolfgang
Liebe Sokratesfreunde, Herr Tolli und ich haben heute unsere ersten Briefe an Großbanken fertig gemacht, und zu dieser Gelegenheit haben wir unsere Einführungsseite noch einmal geändert. Mit der Bitte um Kritik füge ich diesen Text in der Anlage als Datei: SOKRAT04.doc bei. Das Briefeverschicken ist ja heute etwas in Verruf gekommen, da die Milzbrandbakterienangst umgeht. Vermutlich hat es diese Krankheitserreger auch schon zu Sokrates Zeiten gegeben. Damals wüteten zum Teil ziemlich böse Epidemien. Nach Diogenes Laertius (II 25) steht Sokrates' Lebensweise für die geeignete Vorbeugung gegen Ansteckungen: "In seiner Lebensweise war er so einfach und streng, daß er allein in Athen von den zahlreichen Seuchen, die dort wüteten, verschont blieb." Vielleicht sollten wir unsere Briefe mit einem Sokratesstempel mit der Aufschrift versehen: "Wenn Sie wie Sokrates Ihr Immunsystem optimal trainiert haben, dann können Sie diesen Brief gefahrlos öffnen." Also vor dem Zu-Bett-Gehen vor dem offenen Fenster noch ein paar Kniebeugen und ein paar Liegestütz und morgen früh nach dem Aufstehen dasselbe! Gute Nacht wünscht mit herzlichen sokratischen Ertüchtigungsgrüßen Euer Wolfgang
Liebe Sokratesfreunde, wen es, wie mich, noch immer am Computer festhält, dem soll auch heute nacht etwas Mut mit Sokrates zugesprochen werden. Diesen Mut brauchen wir gewiß auch bei unseren Vorbereitungen zum Sokrates-Jahr, die sich heute auf die Geldbeschaffung - und zwar die erhebliche! - konzentrierte, und dabei wurde wieder einmal deutlich, wie bettelarm wir noch immer sind. Aber auch dazu hat Sokrates den passenden Gedanken, den er nach Xenophon in seinem Gastmahl geäußert hat (3.(9)) Dort fragt Sokrates Charmides: "Worauf bist du denn stolz?" Und Charmides antwortet, nachdem Kritobolus seinen Stolz auf seine Schönheit und Antisthenes auf seinen angeblichen Reichtum zugegeben hatte: "Ich bin wiederum auf meine Armut stolz." - "Beim Zeus", rief Sokrates, "da bist du auf eine dankbare Sache stolz! Denn nichts erregt weniger Neid, nichts weniger Streit als sie; auch unbewacht ist sie einem sicher, und gerade wenn man sich nicht um sie kümmert, gedeiht sie nur um so besser." Ist das nicht doch recht tröstlich?!, so daß mir für heute nacht nur noch bleibt, allen Sokratesfreunden mit herzlich sokratischen Grüßen ein gute Nacht zu wünschen Euer Wolfgang
Sehr verehrte vermutete Sokrates-Freunde, es ist kaum zu glauben, aber es ist Tatsache, daß die vielen nationalen Philosophenverbände und der Weltbund für Philosophie (FISP) es nicht bemerkt haben, daß im Jahr 2002 Sokrates, der geistige Vater des Abendlandes, 2400 Jahre tot ist. Da wir im Internet nichts an Aktivitäten zur Ehrung von Sokrates in 2002 haben feststellen können, haben wir in Kiel nun selbst eine Sokrates-Studien Organisation >so sososovso soso sososovsosovsosov< zugemailt. Nun bin ich gespannt auf Ihre Reaktionen. Mit herzlich sokratischen Grüßen Ihr Wolfgang Deppert
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