Dies ist G o o g l e s Cache von http://www.schloss-offenberg.de/s-vort4a.htm.
Das Archiv von G o o g l e enthält Momentaufnahmen von Webseiten.
Unter Umständen wurde die Seite inzwischen verändert.Klicken Sie hier, um zur aktuellen Seite ohne Hervorhebungen zu gelangen.
Um einen Link oder ein Bookmark zu dieser Seite herzustellen, benutzen Sie bitte die folgende URL: http://www.google.com/search?q=cache:_IoY3DOKmmAC:www.schloss-offenberg.de/s-vort4a.htm+offenberg+generationenvertrag&hl=de&lr=lang_de&ie=UTF-8


Google steht zu den Verfassern dieser Seite in keiner Beziehung.
Diese Suchbegriffe wurden hervorgehoben:  generationenvertrag 
Diese Begriffe erscheinen nur in Links, die auf diese Seite verweisen: offenberg

  Offenberger Dialoge

 

4. Das Miteinander der Generationen

Doch es gibt auch hinreichend Belege für ein Miteinander der Generationen. So hat ROSENMAYR (1997) von einer Umfrage in der Westschweiz berichtet, dass eine Zwei-Drittel-Mehrheit die Gemeinsamkeit der Interessen von Alt und Jung in Fragen sozialer Sicherheit betonten. In den USA haben sich von den 17-50jährigen 80% für eine Erhöhung der Alterssicherung ausgesprochen. Nun kann man das dortige Rentensystem nicht mit dem unsrigen vergleichen (wir plädieren auch nicht für eine Erhöhung!), aber hier kommt es auf den Geist an, auf die Zeichen der Solidarität, die hinter einer solchen Aussage stehen. -

In Österreich haben sich bei einer Repräsentativumfrage nur 5% der Jüngeren für eine Kürzung der Alterszuwendungen ausgesprochen, 95% für eine Beibehaltung oder sogar für eine Erhöhung: "Im Unterschied zu dem, was der Mainstream der Medien aus Indizien zum Generationenkonflikt herausliest, wollen über die Hälfte aller Altersgruppen (also auch der Jungen!) mehr Unterstützung für die Alten"(ROSENMAYR 1997).

Noch deutlicher wird eine Solidarität zwischen den Generationen, wenn man nach dem Transfer in den Familien fragt. - Französische Studien aus dem Jahr 1994 zeigen, dass von den 70-90jährigen nahezu alle den jüngeren Generationen Geldleistungen zukommen lassen; - ein Drittel der Alten gibt jährlich im Durchschnitt umgerechnet 2.000 bis 15.00 DM an jüngere Generationen als Bargeld-Geschenk weiter, - zusätzlich in derselben Höhe Werte an Wohnungsbeihilfe, Versicherungen und Sparbücher. Der Transfer von Alt zu Jung ist erheblich. (ROSENMAYR,1997)

Die Berliner Altersstudie (BALTES, H.U.MAYER, 1996) erbrachte, dass 40% der über 70jährigen Berliner im Durchschnitt jährlich etwa 7000 DM an erwachsene Kinder und etwa 3.000 DM an die Enkel zahlen. In der Interdisziplinären Längsschnittstudie des Erwachsenenalters (ILSE) an der Universität Heidelberg und Leipzig hat sich gezeigt, dass 70% der Mittsechziger ihre Kinder, 57% ihre Enkelkinder in teils sehr hohem Ausmaß unterstützen - und außerdem 40% der Untersuchungsteilnehmer des Jahrgangs 1930/32 die eigenen Eltern bezw. Schwiegereltern finanziell und durch Pflegeleistung unterstützen. Ein typisches Beispiel für die "sandwich-generation".

Doch im Verhältnis der Generationen zueinander geht es nicht nur um Materielles, sondern auch um die wechselseitige Achtung, Anerkennung, um wechselseitiges Füreinander-Einstehen und um gegenseitige Toleranz der Verschiedenheit. - Und dies ist weit stärker verbreitet als man annimmt.

Auch der 3.deutsche Familien-Survey (BIEN, 1994), der 479 Familien mit 1285 Interviews aus allen 3 Generationen erfasste, stellt zum Thema "Eigeninteressen oder Solidarität" fest, dass die Generationen in den Familien "weitaus mehr Aktivitäten entwickeln als ihnen im medialen Alltag zugetraut werden: "Presse, Funk und Fernsehen verstehen es immer wieder, diese Art des Zusammenlebens als überholt, unattraktiv und nicht zeitgemäß darzustellen." - "Die Analyse der Eltern-Kind-Beziehung zeigt, dass sowohl die einzelnen Individuen wie auch die verschiedenen Generationen in hohem Maße Aktivitäten entwickeln, um sich im Bedarfsfall gegenseitig zu helfen, sich zu unterstützen bezw. Miteinander in Kontakt zu bleiben". -

Und KOHLI (1996) stellt fest: " Heute wissen wir, dass dem öffentlichen Leistungsstrom von den Jüngeren zu den Älteren im Rahmen der Sozialversicherung ein privater Leistungsstrom von den Älteren zu den Jüngeren gegenübersteht (KOHLI, 1996, 20/30) und schließt seinen Beitrag "Krieg der Generationen?" mit den Worten: "Es gibt also starke Solidaritätsbeziehungen, die das Konfliktpotential zwischen den Generationen verringern. - Für die politischen Akteure entsteht daraus eine doppelte Aufgabe: sie müssen das Konfliktpotential nüchtern ins Auge fassen und sich in der ganzen Breite der Politikbereiche rechtzeitig darauf einstellen. Sie müssen aber zugleich alles unterlassen, was zu einer unnötigen Dramatisierung des Konfliktes führt. Politik in einer alternden Gesellschaft ist Politik für a l l e Lebensalter, und sie muss die bestehenden Solidaritätsbeziehungen zwischen den Altersgruppen und Generationen aufnehmen. Diese (durchaus vorhandene) Solidarität ist ein Kapital, das nicht verschleudert werden darf".

Die im letzten Jahr von INFAS im Auftrag des BMFSFJ durchgeführte repräsentative Umfrage "Zum gegenseitigen Bild der Generationen" (1997) spricht auch eher für eine Solidarität als für einen Kampf der Generationen. So meinten 84% der Befragten, die Älteren sollen abgesichert sein, denn sie haben viel für das Land getan. 92% stimmten der Aussage zu: "Jüngere können von den Älteren viel lernen", wie auch umgekehrt 75% der Meinung sind, dass Ältere von den Jüngeren lernen können. - 98% aller jüngeren und älteren Befragten hält es für wünschenswert, dass man sich gegenseitig hilft und unterstützt, dass man für seine Enkel da ist (96%), dass man für seine Eltern und Großeltern da ist (95%), sich um Ältere kümmert (95%) und sogar für Ältere auch mal auf etwas verzichtet (94%), - auch wenn über die Hälfte der Befragten zugeben, dass es auch Konflikte zwischen Jung und Alt gibt. - Der "Wunsch nach Selbstverwirklichung" ist bei 67% der 14-19jährigen vertreten, jedoch nur bei 32% der über 70jährigen (was vielleicht verständlich ist). Während sich die Sorgen der Älteren auf gesundheitliche Probleme, etwaige fehlende Hilfe im Krankheitsfall, der Angst den Kindern oder Enkeln zur Last zu fallen konzentrieren, sind es bei den Jüngeren Sorgen und Probleme, das notwendige Geld fürs Leben und die Finanzierung der Urlaubs sicherzustellen, Wohnungsprobleme - aber auch Sorgen um das Wohlergehen der Eltern und Großeltern. -

Insgesamt spricht aus den Ergebnissen durchaus eine solidarische Haltung, auch wenn (besonders von den 40-49jährigen) befürchtet wird, dass die Konflikte zwischen Jung und Alt größer werden. Immerhin stimmten 71% dem Generationenvertrag zu (allerdings von den 14-19jährigen nur 54%, von den über 70jährigen 88%). - Trotz dieser generellen Bereitschaft, füreinander einzustehen, glauben nur 35%, dass die Jüngeren sich von den Älteren verstanden fühlen (von den 20-29jährigen sogar nur 25%). Aber auch nur 34% glauben, dass sich die Älteren von den Jüngeren verstanden fühlen (48% der über 70jährigen, aber nur 24% der 20-29jährigen).

(Übrigens: interessant sind in dieser Studie die Antworten auf die Frage nach dem gewünschten Ruhestandsalter: im Durchschnitt möchten die Befragten mit 64,3 Jahren in den Ruhestand gehen, - doch je älter die Befragten, desto später. Die 20-29jährigen wünschten sich ein Ruhestandsalter mit 57 Jahren, "während die 60-69jährigen erst mit durchschnittlich 76 Jahren in den Ruhestand zu gehen wünschen" (S.29/30; BMFSFJ (Hg): Umfrage zum gegenseitigen Bild der Generationen, 1997)).

 

5. Gegenseitige Verständnis ist gefragt

Doch auch verschiedene Verlautbarungen des letzten Jahres, auch von den sog. "Jungen Wilden", stellen das Bemühen um eine Solidarität infrage. Wenn es da unter Hinweis auf den Anstieg des Beitragssatzes zur Rentenversicherung heißt "spätestens jetzt ist es Zeit, dass sich unsere Generation gegen die schleichende Enteignung wehrt" und man von einer "Aufkündigung des Generationenvertrages" spricht, dann ist das kein Weg in die Zukunft, kein Weg der so notwendigen gemeinsamen Problemlösung! Und wenn ich dann auf den in der Badischen Zeitung in Dezember letzten Jahres unter dem Titel "Die Rentenlüge ist geplatzt" von Alexander MITSCH, dem Bezirksvorsitzenden der Jungen Union Nordbaden, veröffentlichten Beitrag persönlich in einem privaten (und nicht öffentlichen!) langen Brief Stellung nehme - und darauf nicht einmal eine Antwort bekomme, dann kann ja wohl von einer Dialogbereitschaft, die auch Peter HINTZE kürzlich erst wieder forderte, nicht die Rede sein! -

Das Altern unseres Volkes und die wirtschaftliche Situation bringen Herausforderungen mit sich, die nur gemeinsam, generationsübergreifend, zu lösen sind. Der demographische Wandel (der übrigens neben der erhöhten Langlebigkeit eine Folge der verminderten Geburtenzahlen ist) bringt nun einmal Kosten mit sich, die man jedoch nicht nur den Senioren zum Vorwurf machen kann, wie dies heute geschieht.

Man bedenke dabei folgende Aspekte:

1. Die heutigen Rentner sind vielfach nicht aus eigenen Stücken aus dem Arbeitsleben ausgeschieden. Der Vorruhestand und andere Formen der Frühverrentung wurden eingeführt, um den Bedürfnissen der Jungen Generation, die keinen Arbeitsplatz fanden, entgegenzukommen. Das war auch richtig so. Nur dann dürfen die Jungen den Alten, die ihretwegen auf eine Weiterbeschäftigung verzichtet haben, nicht vorwerfen, jetzt zur "Rentenlast" zu werden.

2. Die heutigen Rentner sind in der Mehrzahl viel früher ins Berufsleben eingetreten als es die heutige Junge Generation tut. Sie haben vielfach ihre 40/45 Arbeitsjahre hinter sich, die die meisten der Jungen Generation von heute wohl kaum erreichen werden.

3. Der vielzitierte Demographische Wandel bedeutet nicht nur eine zunehmende Langlebigkeit (die man den Rentnern anlastet), sondern ist auch durch nachlassende Geburtenzahlen (für die wohl die junge Generation verantwortlich ist) mit herbeigeführt. - Er bedeutet zudem eine verlängerte Jugendzeit. Dies sei der Jungen Generation gegönnt. Sie sollte sich jedoch klar machen, dass viele Rentner von heute in diesem Alter, d.h. schon als Mittzwanzigjährige, eine Familie gegründet hatten und sehr oft für mehr als die heute üblichen 1-2 Kinder zu sorgen hatten.

4. Der Jungen Generation sollte auch klar sein, dass viele Rentner von heute für ihre eigene Ausbildung (und nicht nur für das Studium, sondern auch für die Lehre) selbst aufkommen mussten und im wahrsten Sinne des Wortes "Lehrgeld" bezahlen mussten. Vielfach musste dann diese heutige Rentnergeneration auch noch die Ausbildung ihrer Kinder bezahlen, denn BAFÖG gab es damals noch nicht - und Lehrlinge bekamen damals kaum Lohn. -

Übrigens, nicht nur die Rentenlasten, sondern auch die Bildungsausgaben der Länder und des Staates sind enorm gestiegen zugunsten jüngerer Generationen. Und das ist auch gut so. Nur, diese Aspekte sollte man auch im Auge behalten, wenn man vom Generationenvertrag (den man evtl. aufkündigen will) und von der Solidarität zwischen den Generationen spricht.

5. Die junge Generation sollte ebenso wissen, dass viele Rentner von heute keinesfalls ihren Wunschberuf ergreifen konnten, sondern die Stelle annahmen, die gerade frei war. Nach etwaiger Alterssicherung und Rente hatte man nicht gefragt. Als 12jährige wussten viele heutigen Senioren noch gar nicht, was überhaupt eine "Rente" ist. - Die Rentner von heute kannten vielfach noch die 60-Stunden-Woche, bestimmt aber die 48- und 45-Stunden-Woche. Der Samstag als Arbeitstag war für die heutigen Rentner selbstverständlich. Sie begannen mit ganzen 12 Urlaubstagen im Jahr; erst 1957 wurde deren Zahl auf 14 erhöht.

6. Schließlich sollten manche "Junge Wilde" und auch der eingangs erwähnte Nordbadische Artikelschreiber wissen, dass auch für die Rentner von heute - dem Drei-Generationen-Vertrag entsprechend - nicht die eingezahlten Beiträge zurückgelegt wurden, sondern an die damaligen jeweiligen Rentner ihrer Elterngeneration ausbezahlt wurden. - Die Feststellung "Spätestens jetzt aber ist es an der Zeit, dass sich unsere Generation gegen diese schleichende Enteignung wehrt" (MISCH, Dez,.1996) klingt wie ein Aufruf zum Kampf gegen die ältere Generation, die schließlich unser Vaterland nach den Kriegswirren wieder aufgebaut hat und der die junge Generation heute so manches zu verdanken hat. -

Doch wir wollen nicht einseitig sein und Solidarität nur von den anderen, den Jüngeren einfordern. Auch wir Senioren sollten Solidarität üben, sollten versuchen, die Jugend von heute besser zu verstehen. Werte haben sich gewandelt; die junge Generation hat sich in einer anderen Welt zu behaupten. Im übrigen sind es ja unsere Kinder und Kindeskinder, für deren Entwicklung wir mitverantwortlich waren und sind. Haben wir etwas falsch gemacht? Haben wir zu wenig Solidarität, zu wenig Nächstenliebe vorgelebt? Haben wir sie zu kleinen Egoisten - aber zumindest zu großen Individualisten - erzogen? Haben wir ihnen vielleicht durch eine falschverstandene Overprotection-Haltung, durch gutgemeinte, aber übermäßige Fürsorge, zu viele Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt und manch einen dadurch lebensuntüchtig gemacht? Haben wir manch einem Jugendlichen das Training, mit Belastungen fertig zu werden und sich erfolgreich mit Unannehmlichkeiten auseinanderzusetzen, durch unsere zu weitgehende Fürsorge versagt? Haben wir unsere Söhne und Töchter zu wenig gefordert? - Aber man sollte nicht nur die Eltern zum Sündenbock stempeln. Ist es wirklich von Vorteil für die Persönlichkeitsentwicklung der Jugend, dass man in den ersten 3 Schuljahren die Noten abschaffen möchte? "Fördern durch Fordern" gilt nicht nur für Senioren, sondern auch für Kinder und Jugendliche!

Wie dem auch sei, wir sollten uns bemühen, die Welt der jüngeren Generation, ihre Ängste, ihr Streben nach Sicherheit, ihre Nöte und Bedürfnisse zu verstehen; wir müssen aufeinander zugehen. Der Dialog ist gefordert. Manchmal wird es nötig sein, Grenzen zu setzen. Wir sollten uns aber auch bemühen, den Wandel der Zeit zu verstehen. Wir selbst müssen - wie der Bundespräsident in seiner vielbeachteten Berliner Rede (April 1997) gefordert hat, "bereit sein zum lebenslangen Lernen" und wir müssen lernen, andere Generationen besser zu verstehen. Roman HERZOG forderte heraus zu "lebenslangem Lernen", wozu auch "ein aufgeklärter Umgang mit der Technik gehört". In "hochtechnisierten Gesellschaften ist permanente Innovation eine Daueraufgabe, der auch wir Älteren uns zu stellen haben". Außerdem sagte der Bundespräsident: "Wir Älteren aber müssen uns die Frage stellen: Was leben wir den jungen Menschen vor? Welche Leitbilder geben wir ihnen? Das Leitbild des ewig irritierten, ewig verzweifelten Versorgungsbürgers kann es doch wahrhaftig nicht sein! Die Jungen beobachten uns Alte sehr genau! Wirklich überzeugen werden wir sie nur, wenn wir ihnen unsere eigene Verantwortung glaubhaft vorleben."

Nun, wir Senioren sind bereit, Verantwortung zu übernehmen - doch, überträgt die Gesellschaft sie uns auch?

 

6. Älterwerden - eine Verpflichtung für jeden Einzelnen und die Gesellschaft.

Wir Älteren haben eine Verpflichtung, uns zu engagieren. Der Austritt aus dem Berufsleben darf nicht ein Austritt aus der Gesellschaft bedeuten!

Wir haben zunächst einiges für uns selbst zu tun, für ein gesundes Altern. Altwerden bei Wohlbefinden hilft nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Familien und letztlich der Gesellschaft, der wir damit erhebliche Kosten ersparen.

Wir haben aber darüber hinaus auch eine Verpflichtung, uns für andere einzubringen, - je nach Kräften und eigenen Interessen. Wir sollten etwas für Gleichaltrige und/oder andere Generationen tun. Viele unserer Senioren sind ja bereits engagiert, tun etwas für andere - sei es in der Unterstützung ihrer Familien, sei es durch Rat und Tat in der Nachbarschaft, in der Pfarrei, in der Gemeinde oder auch im Verein. Nach dem Berufsende sollte jeder einzelne sich selbst neue Aufgabenbereiche suchen, die einen interessieren, die einem liegen, für die er geeignet ist. Die Gesellschaft aber sollte dieses Bestreben fördern, Möglichkeiten aufzeigen und bereitstellen und auch die freiwillig angebotenen Dienste bei der älteren Generation abrufen und davon verstärkt Gebrauch machen. Dies darf nicht allein eine Aufgabe einiger Seniorenbüros sein, von denen viele mehr für die Senioren als für die Gesellschaft tun.

Keinesfalls aber geht es an, dass man z.B. 63jährige, die sich als Schöffen melden, generell des Alters wegen abweist; dass Kirchenvorstände jenseits der 60 abgewählt werden und dass man einer 58jährigen ihres Alters wegen die Mithilfe bei der Telefonberatung versagt. Altersgrenzen im Ehrenamt sind zu überprüfen!

Hindernisse für bürgerschaftliches Engagement, zu dem manch einer der Senioren bereit wäre, liegen einmal in diesen - oft unausgesprochenen - Altersgrenzen und dem dahinter stehenden negativen Altersbild, das es zu korrigieren gilt. -

Hindernisse liegen sodann in der oft fehlenden Flexibilität: Viele Senioren legen sich nicht gerne über Wochen und Monate hin regelmäßig zu einer bestimmten Stunde an bestimmten Tagen fest. Das mussten sie lange genug während ihrer Berufsjahre tun; jetzt möchten sie -verständlicherweise- freier über ihre Zeit verfügen können.

Weitere Hindernisse liegen in dem oft unterschwelligen Kampf zwischen Professionellen und Ehrenamtlichen. Manche ausgebildete Kraft hat Angst, durch Unausgebildete eine Abwertung ihrer Tätigkeit zu erfahren. Hier kann ich nur sagen: wir brauchen die staatlich geprüfte Krankenschwester und examinierte Altenpflegerin! Wir brauchen aber nicht die staatlich geprüfte Vorleserin, Unterhalterin oder den examinierten Rollstuhlschieber. Das Ehrenamt kann keine Planstellen ersetzen, sondern soll sie ergänzen. -

Doch bürgerschaftliches Engagement muss nicht immer im sozial-pflegerischen Bereich sein, gegen den manche rüstige Senioren und Seniorinnen nicht selten Vorbehalte haben. Man sollte weit mehr überlegen, wie man seine im Beruf erworbenen Erfahrungen einsetzen kann. Erfahrungen, aufgrund derer ältere Menschen bereits zu Experten in manchen Bereichen geworden sind, sollten nicht ungenützt verkümmern. Gute Beispiele hierfür geben der Senioren-Experten-Service und die Senioren-Experten: Alt hilft Jung. Hier wird das Know-how der älteren Generation weitervermittelt. Diese Beispiele sollten Schule machen. - Beste Erfahrungen hat man auch gemacht bei Einladungen älterer Mitbürger in den Geschichtsunterricht in Schulen. Ältere als Lehrende in bestimmten Bereichen. Oder ist die Seniorin, die dem türkischen Schulanfänger von nebenan die Hausaufgaben nachsieht oder mit ihm Rechnen und Schreiben übt. -

Vielleicht müssen wir den Blickwinkel in der Altenpolitik etwas verändern. Wir dürfen die Situation der Senioren nicht nur unter dem Pflege- und Rentenaspekt diskutieren! Wir müssen zuerst alles tun, Kompetenzen zu erhalten, zu fördern, zu stärken, auch um einen etwaigen Altersabbau zu vermeiden oder wenigstens weit hinauszuschieben und so die Lebensqualität von Alt und Jung zu verbessern. Freilich, Rehabilitätion gehört ausgebaut, Pflege - wo sie nötig wird- gehört gesichert; qualifizierte Pflege ist gefordert.

Aber: eine Altenarbeit und eine Altenpolitik von heute darf nicht nur von der Frage geleitet sein: "Was können wir für die Alten tun?" und darf nicht nur nach Vergünstigungen für die Senioren suchen, sondern sollte weit stärker fragen "Was können die Senioren für die Gesellschaft tun?", "Wie können die Senioren sich sinnvoll einbringen?". Dabei suchen wir nicht etwa eine Beschäftigungstherapie oder Hilfen bei der Freizeitgestaltung, sondern echte, richtige Aufgaben, Übernahme von Verantwortung und die Bereitschaft der Jüngeren und Mittelalterlichen, Verantwortung abzugeben.

 

7. Zusammenfassende Schlussbemerkung

Einige Thesen möchte ich zum Schluss noch einmal herausstellen.

1) Generationenkonflikte werden vielfach erst herbeigeredet; den Jugendlichen wird durch die öffentliche Diskussion vielfach erst Angst gemacht und der Zukunftsoptimismus genommen. Freilich, es gibt Herausforderungen - aber diese sollte man nicht als Problem sehen und bejammern, sondern als Aufforderung, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Jung und Alt gemeinsam sollten sich fragen: wie können wir durch eigene Aktivität diese Situation verändern?

2) Es bedarf eines größeren gegenseitigen Verständnisses. Die Jungen können von den Alten und die Alten von den Jungen zu lernen, sollten aufeinander zugehen, die Meinungen anderer Generationen hören und gegenseitig sich zu verstehen versuchen.

3) Die Solidarität in den Familien ist heute keine Illusion. Generationenkonflikte in der Familie sind heute seltener als früher, als man finanziell völlig von der anderen Generation abhängig war. Historische Berichte über den Auszug ins "Altenteil" oder verschiedene Märchen aus vergangenen Jahrhunderten sprechen eine andere Sprache (der kleine Enkel, der den Trog für seine Eltern schnitzt; die Großmutter von Rotkäppchen, die man als sie alt und krank war, in den Wald hinausgeschickt hat) - Tatsache ist, durch viele Untersuchungen bestätigt: Heute haben innere Bande (Gemeinsamkeiten, gegenseitige Anteilnahme, Füreinander-Einspringen, kameradschaftliches Miteinander) vielfach äußere Bande (finanzielle Abhängigkeit, Sorge um den sog. "guten Ruf" in der Nachbarschaft) ersetzt. Außer in manchen Pflegesituationen findet man selten einen "gezwungenen Zusammenhalt bei innerer Leere", sondern ein überzeugtes inneres Zueinander-Stehen. - Auch heute noch gilt die Feststellung der 60er Jahre "Innere Nähe bei äußerer Distanz" - aber oft auch "innere Distanz bei äußerer Nähe". Das Drei-Generationen-Wohnen ist nicht immer die optimale Lösung.

4) Veränderte Lebenssituationen, veränderte Wertwelten gilt es zu tolerieren - aber nicht nur zwischen über 60jährigen und unter 20jährigen. Wir haben 2-3 Generationen im Seniorenalter, - und so haben auch 60jährige die 80- und 100jährigen zu tolerieren und umgekehrt! - 30jährige haben 18 jährige zu tolerieren, ebenso wie auch die 45- und 50jährigen und vice versa.

Viele Untersuchungen belegen: Großeltern und Enkel haben meist guten Kontakt, zeigen Verständnis füreinander. Großeltern tolerieren bei ihren Enkeln auch weitgehend manches, was zu ihrer Zeit undenkbar gewesen wäre (- in bezug auf Partnerschaft, auf sexuelles Verhalten, auf Kleidung, auf sog. "Anstand", in bezug auf religiöse und politische Einstellungen).

Im allgemeinen gilt: Ältere tolerieren Junge - vor allem dann, wenn sie selbst ein "positives Selbstbild" haben - aber tolerieren auch Jüngere das Verhalten der Älteren? 17jährige, die miteinander zärtlich sind, werden selbstverständlich toleriert - 70jährige in einer vergleichbaren Situation hingegen nicht ohne weiteres. (Erste Veränderungen zum positiven Altersbild sind festzustellen).

5) Wir haben einen sich selbst verstärkenden Kreisprozess, den wir auch in unseren Untersuchungen sehr deutlich aufzeigen konnten: Solidarität, Füreinander-Einstehen ist dort gegeben, wo man einander schätzt und achtet.

Die Abwertung Älterer (durch Veröffentlichungen zum Generationenkonflikt verstärkt), das sog. "Fremdbild", beeinflusst deren Selbsterleben. Und ein negativ getöntes "Selbstbild" der Älteren führt zur Unsicherheit, Unzufriedenheit, zu Minderwertigkeitskomplexen. Nun ist nachgewiesen: Menschen, die ein negatives Selbstbild haben, die von Minderwertigkeitskomplexen geplagt werden, die sich selbst nicht gut sind, neigen dann auch dazu, andere abzuwerten, deren Eigenheiten nicht zu tolerieren, sie abzulehnen. (Das gilt übrigens nicht nur für das Alter. Das können Sie in Schulklassen, in Betrieben, am Arbeitsplatz und auch in Freizeit- oder Reisegruppen beobachten). Nun wissen wir durch unsere Untersuchungen, dass ein negatives Selbstbild der Alten mit größerer Kritik an der Jugend, mit geringerem Verständnis der jungen Generation, mit Intoleranz, mit Ablehnung und weniger Solidarität einhergeht. Ein positives Selbstbild im Alter, das wir bei Senioren finden, die auch von ihrer Umgebung bejaht, geschätzt, geachtet werden - geht einher mit stärkerem Verständnis für die Jugend. Ähnliches gilt auch für die Jugend: unsichere, inkompetente Jugendliche sind alten Menschen gegenüber eher negativ eingestellt und drohen eher mit einer Kündigung des Generationenvertrags. Kompetente Jugendliche hingegen haben häufiger ein positives Altersbild, haben mehr Verständnis und sind eher zur Solidarität bereit.

Durchtrennen wir doch diesen Kreisprozess, tragen wir zu einem positiven Fremdbild des Alters und der Jugend bei und machen einerseits den Alten nicht ungerechtfertigte Vorwürfe als Rentenlast und Pflegelast und andererseits den Jungen nicht unberechtigte Vorwürfe als Zukunftspessimisten und Egoisten (was die meisten von ihnen gar nicht sind!).

6) Aber: wir Seniorinnen und Senioren, wir sollten doch durch unser Verhalten, durch unser Engagement für andere, mit zu einer Korrektur des Altersbildes beitragen. Fordern wir für uns nicht nur Rechte und besondere Vergünstigungen (von verbilligten Bahntarifen bis zu ermäßigten Eintrittskarten), sondern übernehmen wir auch Pflichten und Aufgaben für die Gesellschaft. Sprechen wir nicht nur von Potentialen, die viele Alte haben, sondern setzen wir sie auch tatkräftig um - was allerdings voraussetzt, dass die Gesellschaft, die jüngeren und mittleren Generationen, auch Gebrauch davon machen.

Wir brauchen Solidarität, wir brauchen den Dialog zwischen den Generationen - zwischen allen Generationen - und nicht den Macht- und Verteilungskampf. Wir brauchen gemeinsames Tun, wir brauchen nicht gegenseitige Beschimpfungen, sondern gegenseitiges Verständnis - dann bleibt Solidarität zwischen den Generationen keine Illusion!

 

Wir waren, was sie sind -

und sie werden, was wir sind!

 

 zurück                     Home  

 

 

Gruß Paraneua-Bioeule! 

                 

 

 

Datenschutzerklärung
Kostenlose Homepage erstellen bei Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!