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Frankreich


Landesnatur
Klima
Bevölkerung
Wirtschaft
Landwirtschaft
Industrie
Verkehr
Geschichte
Die Kapetinger
Der Hundertjährige Krieg
Hugenottenkriege
Der absolutistische Staat
Die Revolution 1789
Erstes Kaiserreich (Napoleon I.)
Restauration
Zweites Kaiserreich
Dritte Republik
Zweiter Weltkrieg
Vierte Republik
Fünfte Republik
Politik und Verfassung
Kunst
Baukunst
Plastik
Malerei
Kunsthandwerk
Literatur
Provençalische Literatur
Renaissance
Klassik
Aufklärung
Romantik
Vom Realismus bis zur Gegenwart
 Musik
.

 
Landesnatur 
Das französische Staatsgebiet bildet ungefähr ein Sechseck, das im Nordwesten vom Kanal, im Westen vom Atlantischen Ozean und im Südosten vom Mittelmeer begrenzt wird; auch die Pyrenäen im Süden sowie die Alpen und der Jura im Osten bilden natürliche Grenzen; im Nordosten geht Frankreich ohne deutliche Grenze in Tiefland und Mittelgebirge über. Der größte Teil Frankreichs ist flaches bis hügeliges Land mit fruchtbaren Böden. Im Norden reicht das Tiefland bis Calais und geht dann nach Süden in das von der Seine entwässerte Pariser Becken über. Es grenzt im Westen an die Bretagne, im Nordosten an die bewaldeten Ardennen und im Osten an die Vogesen. Im Süden stößt es an das Zentralmassiv. Die Schwelle von Poitou verbindet das Pariser mit dem Garonnebecken, das sich zum Atlantischen Ozean öffnet und im Süden von den Pyrenäen begrenzt wird. Westlich der Alpen und des Jura liegt der tiefgelegene Rhône-Saône-Graben, der mit dem Anschwemmungsland im Süden zum Mittelmeergebiet überleitet. Die übrigen Hauptflüsse (Seine, Loire, Garonne) münden mit großen Ästuaren in den Atlantischen Ozean.
Klima 
Frankreich besitzt ein ozeanisch geprägtes Klima mit milden Wintern und relativ warmen Sommern; nur in einem schmalen Streifen an der Mittelmeerküste und im Rhônetal herrscht Mittelmeerklima mit Sommerdürre und Winterregen.
Bevölkerung 
Trotz der starken Einflüsse fränkischen, normannischen und römischen Volkstums ist die Bevölkerung schon früh zu einem einheitlichen Volk verwachsen (Franzosen). Seit dem 2. Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl Frankreichs stark an. Von der Gesamtbevölkerung sind rund 3,6 Mio. Ausländer, besonders Algerier, Portugiesen und Italiener. Die Religion ist überwiegend katholisch (rund 81%), Protestanten werden rund 950 000, Juden etwa 700 000 und Moslems 3 Mio. gezählt. Es bestehen z. Z. 70 staatliche und 5 private (katholische) Universitäten; die wichtigste und größte Universität ist die in 13 Einzelhochschulen unterteilte Sorbonne (Paris und Umgebung).

Wirtschaft 

Landwirtschaft 
Trotz zunehmender Industrialisierung hat in Frankreich die Landwirtschaft noch immer eine größere Bedeutung als in anderen mittel- und westeuropäischen Ländern. Landwirtschaftliche Nutzfläche: 31,3 Mio. ha; von der Gesamtfläche Frankreichs sind 35,3% Ackerland (einschließlich Baumkulturen) und 19,3% Wiesen und Weiden. Wichtigste Ackerbaugebiete: Flandern, Seine-, Loire- und Garonnebecken. Angebaut werden besonders Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Roggen und Reis (Camargue). Obwohl Frankreich der größte europäische Weizenexporteur wurde, ist für die Ausfuhr der Weinanbau wichtiger, dessen Erzeugnisse nach Menge und Güte Frankreich zu einem der führenden Weinländer der Welt machen. Hauptanbaugebiete sind: Champagne (Schaumweine), mittleres und unteres Loiretal, Garonnebecken, Mittelmeerküste und Rhône-Saône-Graben. Viehzucht herrscht in den feuchten Küstengebieten und im Gebirge vor. Nur 27,2% der Fläche sind Wald.
Industrie 
Die vielseitige Industrie ist an Bodenschätze oder günstige Verkehrslagen gebunden. Die bedeutendsten Kohlenlager finden sich im Raum Lille-Valenciennes (Abbau aus Rentabilitätsgründen inzwischen eingestellt), weniger wertvolle in Lothringen; hier sind auch die größten Eisenerzlager Europas (phosphorhaltige Minetteerze). Weitere Reserven an hochwertigen Erzen liegen noch in der Normandie und in Anjou. Erdöl findet sich vorwiegend im Südwesten und im Pariser Becken. Grosse Erdgasvorkommen sind im Pyrenäenvorland (Lacq) erschlossen. Die Industrie konzentriert sich besonders im Raum von Paris, in den nördlichen Départements, in Lothringen und in den Gebieten um Lyon und Marseille.

Haupthandelspartner sind Deutschland, die Beneluxländer, Italien, Großbritannien, die USA, Japan und Spanien.

Verkehr 
Die Übersee-Handelsflotte umfasst 4,2 Mio. BRT. Haupthäfen für den Güterumschlag sind Marseille, Le Havre, Dünkirchen, Rouen, Nantes-St.-Nazaire und Bordeaux sowie für den Passagierverkehr Calais, Boulogne und Marseille. Die wichtigsten Binnenhäfen sind Paris und Straßburg. Die Binnenschifffahrtsflotte transportiert jährlich rund 50 Mio. t Fracht auf einem Wasserstraßennetz von etwa 5736 km Länge.

Das Straßennetz gehört zu den besten und dichtesten der Erde. Es umfasst 963 000 km, davon sind 3% Nationalstraßen einschließlich 7960 km Autobahnen. Das Streckennetz der Staatsbahn umfasst rund 32 000 km, davon sind 43% elektrifiziert. Die Bahnlinien und der Flugverkehr konzentrieren sich auf den Mittelpunkt Paris (vier internationale Großflughäfen Roissy 1 [»Charles de Gaulle«] und Roissy 2 sowie Orly und Le Bourget).

Geschichte 
Obwohl die Franzosen ihre Geschichte mit Karl dem Großen (Charlemagne) beginnen lassen, kann man von einer eigenständigen westfränkischen Geschichte erst seit der endgültigen Teilung des Frankenreichs von 888 sprechen. Von den Normannen bedrängt, geriet das Königtum in eine Krise: Karl der Einfältige wurde bereits zu Lebzeiten Odos zum König gewählt und nach Odos Tod 898 im ganzen Reich anerkannt. Er bannte die Normannengefahr durch die Verleihung der Normandie als Herzogtum an den Normannenführer Rollo (911). Unter den letzten Karolingern und den Kapetingern (seit 987) verfiel Westfranken, indem die weltlichen Großen das Königtum aufs Äußerste beschränkten und auch das Kirchengut fast ganz in ihre Hand brachten.
Die Kapetinger 
 Hugo Capet konnte sich nur noch auf die Île-de-France, sein Hausgut, stützen. Den großen Kronvasallen gegenüber waren die Kapetinger so gut wie machtlos. Erst Ludwig VI. gelang es, wenigstens in seinem Hausgut die Kronvasallen wieder zu unterwerfen. Im 12. Jahrhundert kam durch dynastische Entwicklungen ganz West-Frankreich in englischen Besitz. Philipp II. August besiegte 1214 in der Schlacht von Bouvines die mit dem deutschen Kaiser Otto IV. verbündeten Engländer und gewann bis auf die Guyenne alle an England gefallenen Kronlehen zurück. Im Innern tat er die ersten Schritte zum Einheitsstaat, indem er den Widerstand von Adel und Klerus brach und eine erste königliche Verwaltung durch absetzbare Beamte (Baillis) einführte.

Im Lauf des 12./13. Jahrhunderts errang Frankreich neben der politischen auch die geistige Führung in Europa. An den Kreuzzügen waren Franzosen am stärksten beteiligt, und ihr Adel wurde zum Vorbild des europäischen Rittertums. In Frankreich blühte die neue Philosophie (Scholastik); das Kloster Cluny (im 11. Jahrhundert) und Bernhard von Clairvaux (im 12. Jahrhundert) hatten großen Einfluss auf die Entwicklung der abendländischen Kirche. In der Kunst war Frankreich durch seine romanischen und gotischen Bauten, die Lyrik der Troubadours und die höfische Epik das Vorbild aller europäischen Nationen. Im 13. Jahrhundert brachten die französischen Könige große Teile Süd-Frankreichs sowie Neapel-Sizilien in ihren Besitz. Zwei Gefahren bedrohten allerdings diese neue Machtstellung: die Anerkennung der englischen Lehnsherrschaft in der Guyenne und der Ausbruch des Machtkampfs mit dem Papsttum unter Philipp IV. und Papst Bonifatius VIII. Dieser hatte sich für den Inhaber der höchsten geistlichen und weltlichen Gewalt erklärt. Philipp ließ daraufhin Bonifatius 1303 in Anagni gefangen nehmen und nach dessen Tod den Erzbischof von Bordeaux zum Papst (Klemens V.) wählen, der seinen Sitz in Avignon nahm (Babylonische Gefangenschaft der Kirche.

Damit hatte der Nationalstaatsgedanke endgültig den kirchlichen Universalismus besiegt. Im »Parlament« von Paris schuf Philipp einen ständigen Gerichtshof. Mit der Vernichtung des Templerordens seit 1307 sanierte der König durch Einziehung von dessen Gütern die Staatsfinanzen. Die Ablösung der Lehnspflichten der Vasallen durch Geldabgaben ermöglichte ihm die Anwerbung eines Heeres aus Soldrittern. Durch Erwerb des Erzbistums Lyon (1307) rundete sich das Staatsgebiet ab. Das Aussterben der Kapetinger 1328 brachte den Gegensatz zu England zum Ausbruch, da die Stände nach dem salischen Erbrecht die Thronfolge des Enkels aus weiblicher Linie, Eduards III. von England, zugunsten Philipps VI. von Valois, des Neffen Philipps IV., verneinten.

Der Hundertjährige Krieg 
 Zur Anerkennung seines Thronfolgerechts begann Eduard III. 1339 den Krieg mit Frankreich, der mit Unterbrechungen bis 1453 dauerte. Die Schlacht bei Crécy (1346) bewies die Unterlegenheit von Ritterheeren gegenüber den aufkommenden Schusswaffen. Angesichts der Länge der Kämpfe waren soziale Unruhen die Folge: der Bauernaufstand der Jacquerie und der Zunftaufstand in Paris (1356 bzw. 1357/58). Als Folge des Krieges kam es zu schweren inneren Krisen zwischen den Häusern Burgund und Orléans (1407-1435). Als es jedoch Heinrich V. von England durch den Sieg von Azincourt 1415 gelang, die Anerkennung seiner Ansprüche durchzusetzen, zeigte sich, dass das französische Volk zur staatsbewussten Nation geworden war. Jeanne d'Arc wurde zur Verkörperung des neuen Nationalbewußtseins, als sie 1429 Orléans entsetzte und Karl VII. durch die Krönung in Reims zur allgemeinen Anerkennung verhalf. Das Kriegsende sah Frankreich als geeinten Nationalstaat; nur Calais (bis 1558) und die Kanalinseln blieben in englischem Besitz.

Ludwig XI. (1461-1483) zog Burgund, Anjou, Maine und die Provence als erledigte Lehen ein, und Karl VIII. (1483-1498) brachte durch Heirat als letztes selbstständiges Lehnsherzogtum die Bretagne an die Krone. Mit der Einziehung Burgunds nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 bannte Ludwig XI. die Gefahr, dass Burgund zu einem selbstständigen Staat zwischen Deutschland und Frankreich oder gar zu einem Teil des Deutschen Reichs wurde.

Hugenottenkriege 
 So hatte in Frankreich das Königtum das Übergewicht über die Stände gewonnen. Doch diese Anfänge eines zentralistischen königlichen Absolutismus wurden im 16. Jahrhundert noch einmal in Frage gestellt, denn auch hier vermischten sich die religiösen Kämpfe zwischen den Calvinisten (Hugenotten) und den Katholiken mit ständischen Motiven. Nach 1540 begann sich der Calvinismus auszubreiten; der hohe Adel spaltete sich in die beiden Parteien der calvinistischen Bourbonen und der katholischen Guise. Ihre durch grausame Verfolgungen (Bartholomäusnacht 24. August 1572) gekennzeichneten Kämpfe um die Macht im Staat und über die Krone erschütterten Frankreich aufs schwerste. Der letzte dieser Religionskriege, der Krieg der drei Heinriche (1585-1589; König Heinrich III., Herzog Heinrich von Guise, Heinrich von Navarra) erschöpfte beide Parteien. Dies führte zum Übergewicht des Königtums über die Stände. Als Heinrich IV. (Heinrich von Navarra) vom Calvinismus zum Katholizismus übertrat und darauf im ganzen Land anerkannt wurde, befand sich Frankreich auf dem Weg zum einheitlich regierten absolutistischen Staat.
Der absolutistische Staat 
 Das Edikt von Nantes (1598) verlieh den Hugenotten beschränkte religiöse Duldung und staatsbürgerliche Gleichberechtigung sowie militärische Sicherung und diente damit der inneren Geschlossenheit Frankreichs. Den beiden Kardinälen Richelieu und Mazarin gelang es, den absoluten Staat endgültig aufzurichten, zumal Richelieu die militärische Machtstellung der Hugenotten brechen konnte.

Der absolutistische Staat fand seine wirtschaftliche Grundlage im Merkantilismus, dessen größter Vertreter J. B. Colbert war. Der Westfälische Friede und der Pyrenäenfriede mit Spanien (1659) ließen Frankreich anstelle Spaniens zur führenden Macht in Europa aufsteigen. Ludwig XIV. war bestrebt, die führende Rolle Frankreichs auszubauen (Devolutionskrieg 1667/68, Holländischer Krieg 1672-1678, Pfälzischer Erbfolgekrieg 1688-1697 und Spanischer Erbfolgekrieg 1701-1714). Dadurch vereinte er allmählich ganz Europa in Koalitionen unter Führung Englands und Österreichs gegen sich. Schon der Friede von Rijswijk (1697) ersetzte die Führungsrolle Frankreichs durch ein »Gleichgewicht der Mächte«. Der Friede von Utrecht (1713), der den Spanischen Erbfolgekrieg beendete, bestätigte zwar die Erbansprüche Ludwigs XIV. für seinen Enkel auf den spanischen Thron, ließ aber die Führung Europas an England übergehen.

Durch diese nicht abreißenden Kriege wurde Frankreich, obwohl es mit 20 Mio. Einwohnern das volkreichste und wirtschaftlich das blühendste Land Europas war, auch im Innern schwer erschüttert. Ludwig XIV. ging weit über die Staatsauffassung Richelieus und Mazarins hinaus und bildete einen persönlichen Absolutismus aus, in dem der Herrscher Mittelpunkt war, um den sich das ganze Leben von Staat und Nation kristallisierte. Diese Form konnte unter dem schwachen Ludwig XV. nicht aufrechterhalten werden. Die Verstrickung Frankreichs in den Österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg in Europa und Amerika brachte Frankreich finanziell an den Rand des Ruins.

Das wirtschaftlich erstarkende und sozial aufsteigende Bürgertum, das in der Aufklärung die ihm gemäße Bildungsform entwickelte, begann immer stärker und offener, Kritik an den herrschenden Zuständen und Klassen zu üben. Die großen französischen Staatsdenker des 18. Jahrhunderts (Montesquieu, Rousseau) standen im Kampf gegen die absolute Monarchie. Hinzu kam, dass das außenpolitische Ansehen Frankreichs unter Ludwig XV. schwer gelitten hatten. Die wohlmeinenden Reformversuche Ludwigs XVI. und seiner Minister kamen zu spät und scheiterten an der Halbheit ihrer Maßnahmen und am Widerstand der privilegierten Stände.

Die Revolution 1789 
 Der Aufstieg des dritten Standes, die innere Auflösung des Absolutismus und der machtpolitische Niedergang Frankreichs schufen die Bedingungen für die Französische Revolution.

Ihre konstitutionelle Phase (1789-1792) begann, als die 600 Abgeordneten des dritten Standes der 1789 nach Versailles berufenen Generalstände sich zur Nationalversammlung erklärten. Auf die Erstürmung der Bastille durch Pariser Volksmassen folgten Abschaffung aller Feudalrechte, Verkündigung der Menschen- und Bürgerrechte, Aufhebung der Klöster und Orden, Einziehung des Kirchengutes, Verstaatlichung der Schulen und Einführung der Zivilehe. Die Verfassung 1791 machte Frankreich zur konstitutionellen Monarchie. Der Fluchtversuch Ludwigs XVI. und die Einmischung des Auslands verschafften den Girondisten immer stärkeren Einfluss bis zur Kriegserklärung an Preußen und Österreich und zur Verhaftung des Königs. Nach dem Bruch zwischen Girondisten und radikalen Jakobinern unter G. J. Danton und M. de Robespierre wurde die 1791 gewählte Legislative durch einen Nationalkonvent ersetzt, der 1792 die Republik (Erste Republik) ausrief und den König 1793 hinrichten ließ.

Die nun einsetzende sog. Schreckensherrschaft (1792-1795) bedeutete den radikalen Bruch mit der historischen Kontinuität: Errichtung des Revolutionstribunals, Einsetzung des Wohlfahrtsausschusses, Niederwerfung der girondistischen Aufstände, Einführung einer republikanischen Verfassung, Organisation der levée en masse (allgemeine Wehrpflicht), Kalenderreform und Ersetzung des Christentums durch den Kultus der Vernunft. Die Ausdehnung der Schreckensherrschaft auf die eigene Partei führte zum Sturz und zur Hinrichtung Robespierres (1794) und zur Herrschaft gemäßigter Politiker.

Nach der Niederwerfung eines royalistischen Aufstandes in Paris durch General Napoleon Bonaparte und der Annahme der Direktorialverfassung löste sich der Konvent im Oktober 1795 auf. Die Herrschaft des Direktoriums (1795-1799) war eine Klassenherrschaft des Großbürgertums. Nach großen außenpolitischen Erfolgen (Basler Friede 1795 mit Preußen und Friede von Campo Fòrmio 1797 mit Österreich) führten die Umgestaltung Italiens und der Schweiz und die ägyptische Expedition Bonapartes zur Bildung der 2. Koalition und zum Verlust Italiens sowie zu Prestigeverlusten des Direktoriums im Innern. Bonapartes Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. 11. 1799) stürzte das Direktorium und brachte das Ende der Französischen Revolution.

Erstes Kaiserreich (Napoleon I.)  
Mit diesem Staatsstreich schuf Napoleon das neue System der plebiszitären autoritären Herrschaft. Der erste Schritt dazu war seine Ernennung zum Konsul auf Lebenszeit 1802 durch Volksabstimmung. Er vollendete die Revolution, indem er der neuen Gesellschaftsordnung im Code civil (1804) ihre bis heute verbindliche Rechtsgrundlage gab, den Prinzipien der Freiheit und Gleichheit zum Durchbruch verhalf und damit einen entscheidenden Beitrag zur Säkularisierung des Lebens leistete. Andererseits war das Ergebnis nicht eine bürgerliche Demokratie, sondern eine Militärdiktatur. So wurde Napoleon Vollender und Bezwinger der Revolution zugleich. Der von einer Volksabstimmung mit großer Mehrheit gebilligte Beschluss des Senats, Frankreich in ein erbliches Kaisertum umzuwandeln, gab der neuen Herrschaftsform ihre legale Grundlage (1804). Napoleons Herrschaft brachte dem Land immer neue Auseinandersetzungen mit Koalitionen der europäischen Mächte (Koalitionskriege) bis zur endgültigen Niederlage 1815.
Restauration 
Nach der Vertreibung Napoleons I. bestieg Ludwig XVIII., der Bruder Ludwigs XVI., den Thron. Er suchte anfangs das revolutionäre Erbe und die monarchistische Tradition zu verbinden, machte dann aber eine reaktionäre Wendung, die sich unter Karl X. noch verstärkte. Die Julirevolution von 1830 zwang Karl X. zur Flucht nach England; mit Louis-Philippe von Orléans, dem Bürgerkönig, kam die bürgerlich-liberale Monarchie ans Ruder. Diese ausgesprochene Klassenherrschaft des Bürgertums wurde in der Revolution von 1848 gestürzt. Arbeiter und Kleinbürger als ihre Träger erzwangen in einem schon stark sozialistische Züge aufweisenden Aufstand die Ausrufung der Republik (Zweite Republik) und die Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts. Zum ersten Mal waren Vertreter der radikalen Linken, A. Ledru-Rollin und Louis Blanc, Mitglieder der provisorischen Regierung.
Zweites Kaiserreich 
Das Bürgertum, durch dieses plötzliche Auftauchen der »roten Gefahr« beunruhigt, unterstützte im Dezember 1848 die Wahl des Prinzen Louis Napoleon zum Präsidenten der Republik. Er unternahm 1851 einen Staatsstreich, ließ sich in einer Volksabstimmung zum Präsidenten auf 10 Jahre wählen, sodann zum Kaiser ausrufen und diesen Schritt durch eine neue Volksabstimmung bestätigen (1852). Als Napoleon III. bestieg er am 2. Dezember den Thron; er wusste das Mittel der durch Volksabstimmungen bestätigten autoritären Staatsführung virtuos zu handhaben.

Napoleons III. Außenpolitik erstrebte die volle Wiederherstellung der alten Machtposition Frankreichs in Europa und der Welt. Im Krimkrieg im Bund mit Großbritannien gegen Russland und im Krieg mit Sardinien gegen Österreich, der ihm Savoyen und Nizza einbrachte, schien dieses Ziel in greifbare Nähe gerückt. Die abenteuerliche Unternehmung in Mexiko und die Gegnerschaft gegen die Einigung Deutschlands, die in den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 mündete, kostete ihn den Thron; Frankreich verlor das Elsass und Teile von Lothringen.

Ein Ausgleich für diese Einbuße bot sich durch den Aufbau des zweiten französischen Kolonialreichs nach dem Verlust des ersten während der Revolution und der Kriege Napoleons I.: Eroberung Algeriens seit 1830, Schutzherrschaft über Ägypten im türkisch-ägyptischen Krieg von 1839/40, Ausbau der Stützpunkte in Indochina: Cochinchina (1859), Kambodscha (1867), Annam (1883) und nach einem Krieg mit China (1884/85) Tonkin; 1893 musste Siam Laos abtreten.

Das 19. Jahrhundert brachte auch für Frankreich den Prozess der Industrialisierung und damit die soziale Frage.

Dritte Republik 
Die nach dem Sturz des Zweiten Kaiserreichs gegründete Dritte Republik (1870) konnte sich zunächst im Innern nur schwer durchsetzen gegen starke royalistische und reaktionäre Kräfte, die erst nach einer Reihe tief gehender Krisen überwunden werden konnten. Eine weitere schwere Belastung war der Kampf mit der katholischen Kirche. 1905 wurde durch Gesetz die völlige Trennung von Staat und Kirche vollzogen.

Außenpolitisch war Frankreich durch Bismarcks Gleichgewichtspolitik zunächst isoliert. Die eifrig geschürte Revanche-Idee zur Wiedergewinnung Elsass-Lothringens führte mehrmals zu schweren Spannungen mit Deutschland. Im Wettlauf um Kolonialgebiete mit Großbritannien gewann Frankreich 1881 Tunis, 1885 Madagaskar, 1890 die Gesellschaftsinseln. Schon in den 1880er Jahren hatte sich eine allmähliche Annäherung an Russland vollzogen, die 1892 zur Militärkonvention, 1894 zum Bündnis führte. Eine Bereinigung des Verhältnisses mit Großbritannien gipfelte in der Entente von 1904; parallel dazu ging der Ausgleich mit Italien. Nach dem Scheitern einer direkten Verständigung mit Deutschland 1909 begann Frankreich 1911, Marokko militärisch zu besetzen. Die darüber ausgebrochene zweite Marokko-Krise sicherte ihm den Besitz Marokkos.

In der Julikrise 1914 stellte sich Präsident R. Poincaré entschlossen auf die Seite Russlands und trug damit zum Ausbruch des 1. Weltkrieges bei, der zum großen Teil auf französischem Boden ausgefochten wurde. Der Versailler Vertrag (1919) gab Frankreich Elsass-Lothringen zurück, übertrug ihm in Kamerun, Togo und Syrien wertvolle Mandatsgebiete und sollte durch die Reparationspolitik Frankreich endgültig das Übergewicht über Deutschland sichern. Diese Politik scheiterte schließlich im Ruhrkampf (1922/23) und wurde mit der Unterzeichnung des Dawes- und des Young-Plans (1924 und 1929) aufgegeben. Auf der Genfer Abrüstungskonferenz gestand Frankreich 1932 Deutschland grundsätzlich Gleichberechtigung zu, in der Lausanner Konferenz 1932 verzichtete es auf Reparationen; Frankreich nahm auch die Wiederbesetzung der Rheinlande, die Rückgliederung des Saargebiets und den Anschluss Österreichs an Deutschland hin und stimmte im Münchener Abkommen der Abtretung des Sudetenlands zu. Der deutsche Einmarsch in Prag veranlasste Frankreich und Großbritannien, Polen Garantieerklärungen abzugeben, die Frankreich am 3. 9. 1939 zur Kriegserklärung an Deutschland zwangen.

Zweiter Weltkrieg 
Der deutsche Angriff im Mai 1940 überrannte Frankreich in 6 Wochen und stürzte es in seine schwerste Krise. Am 22. 6. schloss P. Pétain einen Waffenstillstand, der den größten Teil des Landes mit Paris einer deutschen Besatzung unterwarf. Im freien Teil bildeten Pétain und P. Laval im État Français (Regierungssitz Vichy) eine autoritäre Regierung, die sich um Zusammenarbeit (Kollaboration) mit Deutschland bemühte. Im Land entstand eine Widerstandsbewegung (Résistance), deren Kampf sich verschärfte, als nach der Landung der Alliierten in Nordafrika auch Vichy-Frankreich von deutschen Truppen besetzt wurde. General C. de Gaulle setzte seit 1940 von London, seit Juni 1943 von Algier aus den Kampf fort. Nach der Befreiung Frankreichs von deutscher Besatzung stand er 1944-1946 an der Spitze einer provisorischen Regierung.
Vierte Republik 
Mit der Verfassung vom Oktober 1946 trat die Vierte Republik ins Leben. In den 12 Jahren ihres Bestehens wurde sie von schweren inneren und äußeren Krisen erschüttert. Die die Regierung tragenden Parteien der Mitte verloren mehr und mehr die Basis, immer schnellere Regierungswechsel waren die Folge. Das Kolonialreich zerfiel: Indochina musste nach schweren Kämpfen 1954 aufgegeben werden; 1956 lösten sich Marokko und Tunis los; der Aufstand der Algerier und der Gegenterror der dortigen Europäer erschütterte die Republik in ihren Grundfesten. Als Retter wurde de Gaulle zurückgerufen.
Fünfte Republik 
Aufgrund der 1958 in Kraft getretenen Verfassung der Fünften Republik trat de Gaulle Anfang 1959 das Amt des Präsidenten an. Die verbliebenen Kolonialgebiete erlangten nach und nach die Unabhängigkeit. Die Europa-Politik der Vierten Republik (1957 Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft) wurde von der autoritären Fünften Republik zunächst weitergeführt, ja intensiviert: 1963 Vertrag über deutsch-französische Zusammenarbeit. Doch zielte die Außenpolitik de Gaulles innerhalb der EWG ebenso wie die Militärpolitik innerhalb der NATO zunehmend auf eine stärkere Betonung der Selbständigkeit Frankreichs hin. Im Mai 1968 kam de Gaulle infolge mehrwöchiger Studentenunruhen in Paris vorübergehend in große innenpolitische Bedrängnis. 1969 unterlag er in einer Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung und trat zurück. Ihm folgte der Gaullist G. Pompidou (1969-1974), der dem EG-Beitritt Großbritanniens zustimmte. Nach dem unabhängigen Republikaner V. Giscard d'Estaing (1974-1981) wurde erstmals in der V. Republik mit dem Sozialisten F. Mitterrand ein Vertreter der Linken Präsident. Nach den Parlamentswahlen von 1986, bei denen die Sozialisten ihre absolute Mehrheit verloren, musste er mit einer konservativen Koalitionsregierung unter dem Gaullistenführer J. Chirac zusammenarbeiten. Das Nebeneinander (»cohabitation«) eines sozialistischen Präsidenten und einer konservativen Regierung führte gelegentlich zu Konflikten.

1988 wurde Mitterrand als Präsident wieder gewählt; Gegenkandidat war Chirac. Mitterrand ernannte den Sozialisten M. Rocard zum Premierminister und löste das Parlament auf. Die Sozialisten blieben nach Neuwahlen die stärkste Partei, erhielten aber nicht die absolute Mehrheit. 1991 trat Rocard zurück. Neue Premierministerin wurde E. Cresson. Nach schweren Verlusten der Sozialisten bei Regionalwahlen 1992 musste auch E. Cresson zurücktreten. Unter ihrem Nachfolger P. Bérégovoy setzte sich der Niedergang der Regierungspartei fort. Im September 1992 stimmte die Bevölerung in einem Referendum für den Vertrag über die Europäische Union. 1993 errangen die bürgerlichen Parteien einen überwältigenden Sieg bei den Parlamentswahlen. Sie gewannen 458 von 577 Abgeordnetenmandaten. Der Gaullist E. Balladur bildete eine konservative Koalitionsregierung (erneute »cohabitation«). Bei den Präsidentschaftswahlen 1995 unterlag der Sozialist L. Jospin dem gaullistischen Kandidaten Chirac. Dieser berief A. Juppé zum neuen Premierminister, der eine harte Sparpolitik durchführte, um die Haushaltsdefizite zu reduzieren und die Sozialsysteme zu sanieren. 1997 löste Chirac überraschend die Nationalversammlung auf und schrieb vorzeitige Parlamentswahlen aus. Die Unzufriedenheit der Wähler mit der Politik der Regierung Juppé brachten der Linken die Mehrheit im Parlament. Die Sozialistische Partei (PS) wurde zur stärksten politischen Kraft. Ihr Führer Jospin übernahm das Amt des Premierministers an der Spitze einer linken Koalitionsregierung, an der sich u. a. auch die Kommunisten beteiligten. Damit erlebte Frankreich wiederum das Phänomen der »cohabitation«.

Politik und Verfassung 
Nach der (gaullistischen) Verfassung vom 4. 10. 1958 ist Frankreich eine unteilbare, laizistische (Staat und Kirche streng voneinander trennende), demokratische und soziale Republik (Art. 2). Der Präsident der Republik wird durch allgemeine unmittelbare Wahlen für die Dauer von 7 Jahren gewählt (direkte Volkswahl seit der Verfassungsänderung von 1962). Er kann u. a. die Auflösung der Nationalversammlung (Volksvertretung) verfügen, was zu Neuwahlen führt. Er hat den Vorsitz im Ministerrat (Kabinett).

Die Regierungstätigkeit leitet der Premierminister. Er wird vom Präsidenten ernannt, ist aber gleichzeitig vom Vertrauen der Nationalversammlung abhängig. Somit setzt die Verfassung der Fünften Republik, wenn auch nicht ausdrücklich, eine weit gehende politische Übereinstimmung zwischen der Parlamentsmehrheit und dem Präsidenten voraus. Diese Übereinstimmung war bis 1986 gegeben. 1986-1988 vertraten erstmals der Präsident einerseits, die Regierung und die Parlamentsmehrheit andererseits unterschiedliche politische Richtungen (erneut 1993-1995 und seit 1997).

Das Parlament besteht aus 2 Kammern, der Nationalversammlung (Assemblée Nationale) und dem Senat. Die Nationalversammlung hat 577 Abgeordnete, die auf 5 Jahre nach dem Mehrheitswahlrecht direkt gewählt werden. Der Senat ist die Vertretung der Gebietskörperschaften. Er besteht aus 321 Senatoren, die für eine Amtsperiode von 9 Jahren durch Wahlkollegien gewählt werden (alle 3 Jahre Neuwahl von einem Drittel der Senatoren).

Die Parteienlandschaft Frankreichs ist vielfältig; es kommt häufig zu Abspaltungen, Neugründungen und Umbenennungen. Gegenwärtig kann man ein bürgerliches und ein linkes Lager unterscheiden. Wichtigste Parteien im bürgerlichen Lager sind die Gaullisten (Rassemblement pour la République, RPR) und die Union pour la démocratie française (UDF), ein 1978 gegründeter Zusammenschluss nichtgaullistischer Gruppierungen. Hauptparteien der politischen Linken sind die Sozialisten (PS) und die Kommunisten (PCF), daneben die kleine Bewegung der Grünen. Auf der äußersten Rechten steht die Nationale Front (FN).

Eine recht bedeutende politische Rolle spielen in Frankreich die Gewerkschaften. Sehr gemäßigt ist die sozialdemokratisch ausgerichtete FO (Force Ouvrière). Die CGT (Confédération Générale du Travail) ist kommunistisch geführt. Auch die früher christliche Gewerkschaft CFDT (Confédération Française Démocratique du Travail) hat sich weit nach links entwickelt.

Kunst 
Architektur, Plastik, Malerei und Kunsthandwerk Frankreichs stehen in der Nachfolge der merowingischen und karolingischen Kunst. Um die Jahrtausendwende begann sich die französische Kunst als westfränkische Kunst von der deutschen abzugrenzen; ihre landschaftlich gebundenen Eigenarten traten um 1100 besonders in Baukunst und Plastik hervor.
Baukunst 
Die spezifisch französische Entwicklung der romanischen Kirchenbaukunst des 11. Jahrhunderts setzte mit der Vergrößerung und Vereinheitlichung des überwiegend flach gedeckten Langbaus ein.

Die Kirchen der Hochromanik sind überwiegend gewölbt; fünf regionale Baugruppen lassen sich unterscheiden:

1. Poitou (dreischiffige Hallenkirchen mit Tonnen im Mittelschiff und Kreuzgratgewölben im Seitenschiff, Chor meist mit Umgang und Kapellenkranz, am Außenbau reiche plastische Gestaltung: St-Savin-sur-Gartempe, um 1080. Dreischiffigkeit des Innenbaus wird in der Westfassadengliederung berücksichtigt: Notre-Dame-la-Grande in Poitiers, Fassade 1145);

2. Auvergne (unterschiedlich hoch gestaffeltes Querschiff mit Vierungsturm: Notre-Dame-du-Port in Clermont-Ferrand, um 1100);

3. Aquitanien (Kuppelkirchen mit zentralisierendem Grundriss: St-Front in Périgueux, seit 1120);

4. Burgund (Weiträumigkeit; ausgezeichnete Steinbearbeitung; feine Ornamentik; ausgeglichene Maße. Zwei Gruppen: dritte Abteikirche in Cluny, 1088-1133, und ihr Kreis; Ste-Madeleine in Vézelay, 1096-1132, und ihr Kreis);

5. Normandie (Auflockerung und Rhythmisierung der Wand: Jumièges, 1040-1052; Caen, seit 1064).

Der Pracht der Kloster- und Bischofskirchen stehen die betont einfachen Kirchen des Zisterzienserordens gegenüber.

Seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts verlagerte sich mit dem Beginn der Gotik der Schwerpunkt der baukünstlerischen Entwicklung nach dem Norden. In der Île-de-France bildete sich das neue gotische Wölbsystem mit der Zusammenfassung von Kreuzrippengewölben, Spitzbogenarkaden und Strebepfeilerarchitektur aus. 1140-1144 entstand in St-Denis der erste gotische Chor mit doppeltem Umgang und Kapellen, die ein einheitliches Gewölbe mit dem äußeren Umgang verbindet. Den durchbrochenen, vielschichtigen Wandcharakter betonte die Neuerung des Triforiums zwischen Emporenzone und Fensterzone (Noyon, 1155). Nach den Kirchen der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts (Laon, Soissons, Paris) gelangte die Entwicklung mit drei großen Kathedralen im 13. Jahrhundert zu folgerichtiger Vollendung: Chartres (nach 1194 bis um 1260), Reims (1211-1310) und Amiens (1220-1269). Die kühnste Verwirklichung gotischer Baugedanken zeigt die Ste-Chapelle (1243-1248) in Paris mit der völligen Entmaterialisierung der Wände zugunsten der Fenster.

Die Architektur der französischen Renaissance stand zunächst im Bann lombardischer Baugedanken und Dekorationsformen. Das bedeutendste Beispiel italienischen Einflusses ist das Schloss von Fontainebleau. Wichtigste Bauaufgaben des 16. und 17. Jahrhunderts waren Schloss und Stadtpalais (Hôtel).

Die französische Barockarchitektur unterscheidet sich von der italienischen und deutschen durch Ausgewogenheit der Maßverhältnisse, Verzicht auf bewegte Wände und durch die klassizistische Komponente. Bedeutende Architekten dieser Zeit waren J. Lemercier, F. Mansart, C. Perrault und J. Hardouin-Mansart. Ihre großartigste Ausprägung fand die Barockarchitektur im Grand Style unter Ludwig XIV. in der Louvrekolonnade (Perrault) und im Schloss von Versailles, das mit seinen Parkanlagen vorbildlich für viele europäische Fürstenhöfe wurde.

Vorbereitet durch den Stil Ludwigs XVI. und unter dem Einfluss der römischen Antike setzte sich mit dem Panthéon in Paris von J.-G. Soufflot, den Kolonnaden der Place de la Concorde und dem Petit Trianon in Versailles, beide von J.-A. Gabriel, ein neuer Klassizismus durch. Die bedeutendsten Architekten des daraus abgeleiteten Empire waren F. L. Fontaine und Ch. Percier.

Der Eklektizismus, der die französische Architektur des 19. Jahrhunderts bestimmte (Paris: Oper von C. Garnier, 1861-1874; Kirche Sacré-Cœur von Paul Abadie, 1875-1891), wurde durch kühn gestaltete Eisenkonstruktionen überwunden; sie waren Vorläufer des von G. Eiffel für die Pariser Weltausstellung errichteten Turms (1889).

Der Eisenstil klang in den Ornamenten des Art Nouveau anmutig aus (Métro-Portaleingänge in Paris, 1900). Nach dem 1. Weltkrieg prägten Le Corbusier und seine Schüler entscheidend den Stil der französischen Baukunst. In den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg erregten große städtebauliche Projekte wie die Neugestaltung des Hallenviertels in Paris und des Stadtzentrums von Ivry (Jean Renaudie) Aufsehen.

Plastik 
Die ältesten Denkmäler der französischen Plastik sind Reliefdarstellungen als Kapitell-, Sarkophag- und kirchlicher Portalschmuck, die stilistisch an gallo-römische Formen anknüpfen. Größere figürliche Darstellungen finden sich seit dem Ende des 11. Jahrhunderts in den Tympana der Westportale von Kirchen. Im Languedoc entstand ein monumentaler Figurenstil (St-Pierre in Moissac, 1100-1120), der auch auf den Norden übergriff (Westportal von Chartres, 1145-1150). Die Provence bewahrte das spätrömische Figurenideal (Saint Trophime in Arles, um 1150), während die burgundische Portalskulptur überschlanke Gestalten zu einer ekstatisch bewegten Gesamtform zusammenschloss (St-Lazare in Autun, Ste-Madeleine in Vézelay, zwischen 1125 und 1140).

In der Gotik boten die Kathedralen zahllose Ansatzpunkte für plastisches Schaffen. Die säulenhaft wirkenden Figuren von Chartres (West) stehen am Anfang einer Entwicklung, die den Körper schrittweise organischer belebte.

Im Verlauf des 15. Jahrhunderts verstärkte sich der italienische Einfluss auf die französische Plastik. Durch die Berufung italienischer Künstler (Leonardo, F. Primaticcio) an den Hof Franz' I. wurde die Ausbreitung der Renaissance gefördert. Die Plastik geriet, ohne die eigentliche italienische Hochklassik verarbeitet zu haben, in manieristische Strömungen (J. Goujon, G. Pilon). Hauptmeister der Bildnerei des offiziellen barocken Hofstils waren F. Girardon, P. Puget und A. Coyzevox. Den Übergang vom Rokoko zum Klassizismus bilden die Werke E. Bouchardons und E. M. Falconets. Rein klassizistisch sind die Plastiken von J. A. Houdon. Im 19. Jahrhundert schufen F. Rude, J. B. Carpeaux und E.-A. Bourdelle Bauskulpturen von starker Wirkungskraft. A. Rodin und A. Maillol errangen mit höchst gegensätzlichen Gestaltungen Weltgeltung.

Im 20. Jahrhundert gingen von Franzosen ideenreiche plastische Experimente aus (F. Arman, J. Dubuffet, R. Duchamp-Villon, H. Laurens, G. Richier, N. de Saint-Phalle). Darüber hinaus haben viele ausländische Bildhauer in Paris ihre Heimat gefunden.

Malerei 
Buch- und Landmalerei in vielfältigen regionalen Ausprägungen sind kennzeichnend für die romanische Malerei. In der Gotik nahm die Glasmalerei auf den durchfensterten Flächen der Kirchenwände weit gehend den Platz der Wandmalerei ein (Chartres, Bourges, Ste-Chapelle in Paris).

Flämische und italienische Einflüsse formten die höfische Malerei des 14. Jahrhunderts, deren Hauptzentren Paris, Dijon, Bourges und Avignon waren. Daraus entwickelte sich um 1400 der sog. »internationale Stil«, dessen grazile Eleganz im 15. Jahrhundert allmählich einem bürgerlichen Realismus wich, immer noch von der italienischen und flämischen Malerei beeinflusst. Die Schule von Fontainebleau nahm Anregungen des italienischen Manierismus auf, wie Italien auch im Barock die Entwicklung der französischen Malerei beeinflusste. Die beiden bedeutendsten Maler, die Frankreich im 17. Jahrhundert hervorbrachte, N. Poussin und Claude Lorrain, lebten lange in Rom und erlangten als Landschaftsmaler und Wegbereiter des Klassizismus Weltruhm. Neben ihnen ragen G. de La Tour, P. de Champaigne, H. Rigaud und C. Lebrun hervor. Die Bildnisse, Schäferszenen und galante mythologische Darstellungen von J.-A. Watteau, N. Lancret, F. Boucher und J. H. Fragonard machten die französische Malerei im Rokoko zu einem Inbegriff kultivierter Lebenskunst. J.-B.-S. Chardin, einer der besten Koloristen und Stilllebenkünstler des 18. Jahrhunderts, bevorzugte unter dem Einfluss der niederländischen Genremalerei Themen aus der Welt des Pariser Bürgertums. Als Gegenbewegung zum Barock und Rokoko entstand um 1785 der revolutionäre Klassizismus J. L. Davids. Die klassizistische Bildform, von P.-P. Prud'hon vorbereitet und von David und J. A. D. Ingres großartig verwirklicht, zeigt lineare Festigkeit und kühle Farbgebung. Im Zuge der romantisch-dramatischen Szenendarstellung wurde diese Strenge aufgegeben (T. Géricault, E. Delacroix, G. Courbet).

Um 1850 pflegte die Schule von Barbizon eine schlichte, stimmungsvolle Landschaftsmalerei (paysage intime). J. F. Millet verband die Idylle mit einer Heroisierung des bäuerlichen Menschen. Die gesellschaftssatirischen Arbeiten H. Daumiers, besonders die grafischen, waren durch ihre stark expressiven Züge wegbereitend für die Ausdruckskunst des 20. Jahrhunderts. Als Reaktion auf die Akademiemalerei setzte sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts der Impressionismus durch (E. Degas, E. Manet, C. Monet, C. Pissarro, A. Renoir, G. Seurat, P. Signac). Der Symbolismus hat seine hervorragendsten Vertreter in G. Moreau und O. Redon.

Den frühen deutschen Expressionisten verwandt, kamen die Fauves unter H. Matisse zu einer Steigerung des Farbausdrucks. Eigene Wege gingen G. Rouault und R. Dufy, nachdem 1906/07 der Kubismus alle herkömmlichen Bildauffassungen revolutioniert und mit Werken von P. Picasso und G. Braque eine Entwicklung eingeleitet hatte, die, anknüpfend an die flächige Malweise P. Cézannes, folgerichtig zur Formzerlegung gelangte. Aus der analytischen Methode des Kubismus entwickelte R. Delaunay die Farb- und Lichtarchitektur seines Orphismus. F. Léger, anfangs ebenfalls vom Kubismus angeregt, variierte in monumentalen Kompositionen einen aus der Maschinenwelt abgeleiteten funktionalistischen Stil. R. Bissière, A. Manessier, A. Masson, P. Soulages, N. de Stael und H. Hartung repräsentieren die abstrakte Richtung, die durch die Vertreter des sog. abstrakten Expressionismus an Wirkungsbreite gewann. 1960 entstand die Gruppe der Nouveaux Réalistes (Y. Klein, M. Raysse, D. Spoerri); die Spurensicherung ist durch die quasiarchäologischen Modellbauten von A. und P. Poirier vertreten; dem Geist der »Neuen Wilden« ist Jean-Charles Blais verwandt.

Kunsthandwerk 
Das französische Kunsthandwerk hat seit dem ausgehenden Mittelalter besonders durch die Möbel- und die Gobelinkunst die Entwicklung der Wohnkultur im übrigen Europa maßgeblich bestimmt, wenn auch in weit gehender Abhängigkeit von italienischen Vorbildern. Seit Ludwig XIV. wurden französische Möbel zum Inbegriff der höfischen Lebensform überall in Europa; französische Verfeinerungstechniken (Marketerie, Boulletechnik) waren weltberühmt. Auf den Prunkstil des Barock folgte das schlichtere Régence als Überleitung zum Rokoko.

Ein Hauptwerk der Stickerei ist der Bayeuxteppich (nach 1066), ein 70 m langer, friesartiger Teppich. Arras, Tournai und Paris bildeten die Zentren der französischen Bildwirkerei, die im 14. und 15. Jahrhundert durch Aufträge des Hofes bedeutenden Aufschwung nahm und in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Brüssel den Rang als führende Gobelinherstellungsstätte streitig machte. Von namhaften Künstlern (J.-A. Watteau, F. Boucher u. a.) mit Entwürfen beliefert, produzierte im 18. Jahrhundert die Gobelinmanufaktur in Beauvais besonders für den Export. Eine Neubelebung der französischen Gobelinkunst ging im 20. Jahrhundert von Jean Lurçat aus.

Das keramische Kunsthandwerk Frankreichs hatte seine bedeutendsten Pflegestätten in Sèvres, Vincennes, Limoges, Paris (Porzellan), Rouen, Nevers und Marseilles (Fayence); zu einem Zentrum der modernen französischen Keramik entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten Vallauris, wo Picasso seinen Wohnsitz hatte.

Literatur 
Zu Beginn (etwa 9. Jahrhundert) ist das französische Schrifttum gekennzeichnet durch drei Grundkräfte: die lateinisch-römische Tradition, das Christentum und die heimische Überlieferung. Mit der zunehmenden Bedeutung des Vasallentums breitete sich das Heldenepos (Chanson de geste) aus (Rolandslied). Während das Epos, singend vorgetragen, kriegerisch-politische Stoffe benutzte, wandte sich der Roman, der gelesen wurde, meist an die Frauen mit Problemen der Ehe und Liebe. Höfische und christliche Kulturideale wurden auf antike (Alexanderroman), keltische (Artussage) und orientalische Stoffe übertragen. Keltisch-bretonisches Sagengut wirkte auch durch die märchenhaften Lais auf die Erzählungen ein (Chrétien de Troyes).
Provençalische Literatur 
Die weltliche Lyrik erreichte ihren Höhepunkt mit den Troubadours der Provence (provençalische Literatur). Romanzen und Pastorellen stellten dramatisch bewegte Liebeswerbungen dar. Mit dem Erstarken des Bürgertums erhielt die Lyrik eine realistische und soziale Note (Rustebeuf), ebenso die moralisierenden Kurzerzählungen (Fabliaux) des 13. und 14. Jahrhunderts. Erbaulich-lehrhafter Inhalt verbarg sich auch in den Allegorien des Rosenromans, der jahrhundertelang weiterwirkte. Das Mysterienspiel, der Beginn des französischen Dramas, entstand aus der Feiertagsliturgie, löste sich aber bald von der Kirche; weltliche Schauspielergesellschaften bildeten sich, das komische Element sonderte sich ab und wurde später als Hanswurstspiel (Sottie), Farce und Moralität im Bürgertum beliebt. Es entstand eine Theorie der Dichtkunst. Selbst F. Villon, der erste große französische Lyriker, ist ihr verpflichtet.
Renaissance 
Die Renaissance im 16. Jahrhundert ließ die in Frankreich selbst ruhenden Möglichkeiten unter dem Einfluss des italienischen Vorbilds sich schnell entwickeln. 1470 wurde der Buchdruck eingeführt. Man begann, »Bilder/Wissenschaftlich« zu denken: Bibelübersetzungen, Interpretationen und Textkritik entstanden. Von antikem Bildungsgut durchdrungen, gleichzeitig genialer Sprachschöpfer war F. Rabelais. Neben dem Einfluss G. Boccaccios in der Erzählkunst (Margarete von Navarra) behauptete sich das Vorbild des Rosenromans. Die zu künstliche und überladene Form der Lyrik lehnte die Gruppe junger Dichter um P. de Ronsard (Plejade) ab, die sich nach Horaz richtete. Römischer Geist und italienischer Einfluss wurden auch auf der Bühne wirksam: Die französische Komödie ist der Commedia dell'Arte verpflichtet, die Tragödie, die zu Beginn in lateinischer Sprache aufgeführt wurde, den Stoffen Senecas, dessen Stoizismus auch die »Essays« M.-E. de Montaignes befruchtete.
Klassik 
Im 17. Jahrhundert und im überwiegenden Teil des 18. Jahrhunderts verband sich die Tradition des Humanismus mit einem Gefühl der nationalen Größe und mit einer allgemeinen Verfeinerung der Sitten. Die Sprache wurde zu äußerster Klarheit gereinigt (F. de Malherbe); literarische Salons entstanden. Stilkunst und Gefühlsdarstellung verfeinerten sich zu »Galanterie« und »Preziösentum«; diese Tendenz verspottete Molière in seinen Lustspielen. Die dem zentralistischen Staat entsprechende Einheitlichkeit wurde durch die Gründung der Académie française (1634/35) gefördert. Richelieu als Protektor stellte die Aufgabe, ein verbindliches Wörterbuch, eine Grammatik und Poetik abzufassen. Die Unterordnung aller unmittelbaren Empfindungen unter die Gebote Gottes und des Staates forderte P. Corneille (Trauerspiele); J. B. Racine rückte die Tugend des strengen Maßhaltens in den Vordergrund. In der Nachfolge der psychologischen Zergliederungskunst M.-E. de Montaignes, geübt am Gesellschaftsspiel der Salons, und der Porträtkunst entstanden die Sammlungen der Maximen (F. La Rochefoucauld, J. de La Bruyère).
Aufklärung 
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts drang die Empfindsamkeit in die Literatur ein. Der Glaube an die Allmacht der Raison begann zu wanken. Auch soziale Tendenzen machten sich in Drama und Roman zaghaft bemerkbar (P. de Marivaux, A. R. Lesage). In der Geschichtsbetrachtung, der Rechtsphilosophie (C. de Montesquieu) und auf dem Gebiet der literarischen Kritik löste man sich von außermenschlichen Normen (Voltaire). Fortschrittsglaube, Toleranz und eine naturBilder/Wissenschaftlich-empirische Methode kennzeichnen dieses »Zeitalter Voltaires«. Typisch für diese Richtung war das Unternehmen der Encyclopédie (D. Diderot u. a.). Die sozialen und demokratischen Tendenzen der Komödie (P. A. C. de Beaumarchais) wiesen auf den Vorabend der Französischen Revolution.
Romantik 
Gegenüber dem aufklärerischen Prinzip des 18. Jahrhunderts setzte sich am Ende des Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert mehr und mehr das Interesse an dem von starken Leidenschaften getriebenen Einzelmenschen durch. Die gesellschaftlichen Schranken wurden als hemmend empfunden, man entdeckte die Natur, worunter alles das begriffen wurde, was nicht durch den Verstand erfassbar war: Gefühle, Eindrücke, Empfindungen; man sah die Kultur sogar als schädlich an (J.-J. Rousseau). Die neue Art, Mensch und Natur zu sehen, prägte die Vorromantik. Gefühl, Begeisterungsfähigkeit und die Auseinandersetzung damit waren ihre Themen (E. P. de Sénancour). Aber der übersteigerte Individualismus führte zugleich zur »Krankheit des Jahrhunderts« (mal du siècle), dem Weltschmerz (F. R. de Chateaubriand). Der Kampf um das neue Drama wurde bei der Uraufführung von V. Hugos »Hernani« mit Fäusten ausgetragen. George Sand verkündete das Recht der Frau auf Leidenschaft. Am Ende dieser Epoche suchte man den Gefühlsüberschwang wieder einzudämmen (Stendhal, P. Mérimée). Der Roman sollte nicht mehr das Produkt der Einbildungskraft sein, sondern beobachtete Wirklichkeit bieten (H. de Balzac).
Vom Realismus bis zur Gegenwart 
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts machte sich der Einfluss der seelenergründenden Kunst der Skandinavier und Russen bemerkbar. Daneben bestanden der alte Individualismus und das Pathos der sozialen Forderungen weiter. Oberstes Gesetz der realistischen Literatur war die Wahrheit (G. Flaubert); man ging noch einen Schritt weiter: Naturtreue wurde der Gradmesser (E. und J. de Goncourt). Die Literatur begann, sich nach den NaturBilder/Wissenschaften zu richten. Nicht die Sinndeutung des Lebens, sondern seine Entstehung und seine Wirkungen schienen wichtig (H. Taine). Aber zugleich entstand die Gegenströmung der Parnassiens. Diese strebten in der Lyrik nach dem Ideal absoluter Schönheit (l'art pour l'art). Romantische und antiromantische Züge kreuzten sich dabei.

Zeitekel, Einsamkeit, seelische Erschöpfung, Kampf gegen Gesellschaft, Welt und Religion kennzeichnen die vielleicht bedeutendste Epoche der französischen Lyrik, den Symbolismus (C. Baudelaire, A. Rimbaud, P. Verlaine, S. Mallarmé). Der Roman fand dagegen die rein naturalistische Form im Werk Zolas. Aber auch hier suchte man, die naturBilder/Wissenschaftlich-positivistische Richtung durch eine verfeinerte Psychologie zu überwinden (G. de Maupassant). A. France verstand es, den Eindruck des klassisch Vollendeten hervorzurufen. Bei A. Gide verbindet sich klassische Form mit der Anklage gegen die Gesellschaft, und die Lyrik P. Valérys hat zahlreiche Züge mit Symbolismus und Klassik gemeinsam. M. Proust andererseits gelang eine Abkehr mit Hilfe psychologischer Analyse und Vertiefung. Es setzte eine Rückbesinnung auf die Kräfte der menschlichen Seele ein, so auch in der neukatholischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts (C. P. Péguy, F. Mauriac, P. Claudel, G. Bernanos). Zwischen den beiden Weltkriegen wurde der Kampf um den Surrealismus (G. Apollinaire, A. Breton) ausgetragen, der in Lautréamont seinen Vorläufer hat. Kaum ein französischer Schriftsteller der Moderne ist von dieser Richtung unberührt geblieben (J. Romains, Saint-John Perse, L. Aragon, P. Éluard, J. Prévert, R. Char). Eine »geläuterte Realität« wird angestrebt (Alain-Fournier, J. Giraudoux, J. Cocteau, J. Anouilh). Daneben wird das Ideal eines heroischen Lebens verfochten (H. de Montherlant, A. Malraux, A. de Saint-Exupéry). Schließlich gesellt sich als weitere, vornehmlich aus der französischen Widerstandsbewegung des 2. Weltkriegs erwachsene Kraft in der Gegenwartsliteratur der Existenzialismus (A. Camus, J.-P. Sartre) hinzu, der als Lehre von der menschlichen Vereinsamung und Angst eine große Anziehungskraft ausübt.

Die zeitgenössische dramatische Literatur ist durch das absurde Theater geprägt (E. Ionesco, S. Beckett, A. Adamov, J. Audiberti). Ihm zur Seite stehen die Schriftsteller des Nouveau roman (Nathalie Sarraute, Marguerite Duras, A. Robbe-Grillet, M. Butor). Sie verzichten auf fortschreitende Handlung, lösen die Zeit auf und lassen die menschlichen Beziehungen zerfließen zugunsten einer exakt beschriebenen Welt der Dinge, die sich unmerklich in eine Welt der Alpträume und der übergroßen Seelenreaktionen verschiebt. Weitere Repräsentanten der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts: u. a. R. Rolland, H. Barbusse, R. Martin du Gard, G. Duhamel, A. Maurois, J. Giono, H. Michaux, J. Green, R. Queneau, J. Genet, F. Ponge, C. Simon, M. Yourcenar.

Musik 
Die französische Musik verfügt über einen reichen Schatz ältesten, u. a. keltischen Volksliedgutes. Im 12. Jahrhundert begannen mit Leoninus und Perotinus von Notre-Dame die ersten Versuche der Mehrstimmigkeit, das sog. Organum, Höhepunkt der Ars antiqua. Aus der gleichen Zeit stammt das älteste erhaltene Singspiel »Robin et Marion« des Adam de La Halle (1283), das bereits dem Bereich der weltlichen Musik angehörte. Hier führten die Trouvères und Troubadours das Lied zu hoher Blüte.

Im 14. Jahrhundert waren Guillaume de Machaut und Philippe de Vitry die bedeutendsten Vertreter der Ars nova. Dann begann der Einfluss der in den Niederlanden entstandenen Polyphonie; sie erfuhr während des 15. Jahrhunderts besonders durch Gilles Binchois, Guillaume Dufay und Loyset Compére ihre Weiterbildung. C. Jannequin war ein Meister der Programmchansons. Schließlich fanden die jetzt größere Bedeutung gewinnenden einzelnen Instrumente ihre Meister; erwähnt sei Denis Gaultier mit Lautenmusiken. Gegen Ende dieser Entwicklung erfuhr die Clavecinistenschule in F. Couperin, der vor allem die Suite um neue Formen bereicherte, und in J.-P. Rameau ihre Blüte. J. M. Leclair widmete seine Kunst der Violine. Wichtige Namen dieser Übergangszeit sind ferner M.-A. Charpentier, Michel-Richard Delalande und André Campra. Meister der Revolutionszeit waren F.-J. Gossec, E. N. Méhul, J. F. Lesueur und I. J. Pleyel.

Das 17. Jahrhundert ist auf dem Gebiet der französischen Nationaloper durch R. Cambert und J.-B. Lully gekennzeichnet. A. E. M. Grétry war der Meister der Opéra comique, L. Cherubini und E. N. Méhul die Vertreter der nach Glucks Vorbild reformierten Grand opéra. Im Übergang zur romantischen Epoche, die unter dem Einfluss R. Wagners stand, widmeten sich der Oper an erster Stelle F. A. Boieldieu und D. F. E. Auber, J. F. Halévy und G. Meyerbeer. Von ihnen führte der Weg über G. Spontini, Ch. Gounod, G. Bizet, J. Massenet und. C. Saint-Saëns zum musikalischen Impressionismus (C. Debussy und M. Ravel).

Neben die Oper trat wieder die Orchester- und Kammermusik, und schließlich rückte die Musik für Klavier in den Vordergrund. Ein genialer Vorläufer des Modernismus war E. Satie. Von H. Berlioz und C. Franck (auf Bach zurückgehend) ab gewannen über Bizet vor allem E. Lalo, E. Chausson, G. Fauré, C.-M. Widor, V. d' Indy, P. Dukas, A. E. Chabrier, Marie Eugène Henri Duparc, F. Schmitt, D. Milhaud, späterhin G. Auric, G. Tailleferre, A. Honegger und F. Poulenc Bedeutung. Zu den modernen, teilweise unter I. Strawinskys Einfluss stehenden Komponisten gehört neben M. Delannoy, J. Ibert, H. Sauguet, J. Françaix die Gruppe »La jeune France« (O. Messiaen, A. Jolivet, Y. Baudrier). Vertreter der Zwölftonmusik ist R. Leibowitz, der seriellen und elektronischen Musik P. Boulez, der Musique concrète P. Schaeffer.

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entnommen aus Bilder/Wissen.de

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